Eine Welle von Informationen

Arabische Fernsehsender sollten mehr Nachrichtenprogramme, Talk-Shows und längere Interviews mit Politikern und anderen wichtigen politischen Personen zeigen. Dies ist das überraschende Resultat einer Umfrage der irakischen Tageszeitung „As Sabah Al Jadeed". Es ist umso überraschender, da bisher die Planer von Fernsehprogrammen davon ausgingen, die Iraker wollten lieber Ablenkung von ihrem grausamen Alltag und würden Unterhaltungssendungen oder eher leichte Kost favorisieren. An der Umfrage nahmen 648 Leser teil. Sie kann daher zwar nicht als repräsentativ gelten, zeigt aber wohl einen Trend und ist in ihrer Art die erste, die das Fernsehverhalten der Iraker fünf Jahre nach dem Einmarsch amerikanischer und britischer Truppen untersucht. Ein recht langer Fragenkatalog machte die Teilnahme aufwendig, kostete Zeit und schränkte so den Teilnehmerkreis von vornherein ein. Gefragt wurde zunächst nach Einzelheiten der Teilnehmer: Mann oder Frau, Alter und Beruf und danach, wer darüber bestimmt, was geschaut wird. Die Tatsache, dass 87 Prozent der Umfrageteilnehmer Männer waren und diese auch angaben, sie würden über die Programmwahl bestimmen, unterstreicht die eindeutig männliche Dominanz in der irakischen Gesellschaft. Bei der Frage, ob sie allein oder gemeinsam mit anderen vor dem Bildschirm säßen, antwortete die Mehrheit, in Gemeinschaft mit anderen.

Nur acht Prozent der Befragten sind an einen Fernsehsender gebunden, die meisten sind programmorientiert, wechseln daher von einem Kanal zum anderen und wissen oft nicht einmal den Namen des Senders. Eindeutig aber sind die Aussagen nach der Präferenz der Programme: Demnach interessieren sich 36 Prozent für Nachrichten, 39 Prozent für Interviews mit Politikern und anderen wichtigen Persönlichkeiten, 20 Prozent für Talks-Shows. Nur zehn Prozent schauen Sportprogramme, sieben Prozent davon meistens Fußball. Entsprechend sind auch die Wünsche nach einer Zunahme dieser Programme. Schlussfolgernd genießen demnach die meisten Bewohner des Zweistromlandes die neue Medienvielfalt, nachdem Saddam Husseins einschlägige Informationspolitik und sein von den meisten Irakern heftig kritisiertes Satellitenfernsehverbot vorbei sind.

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Erschienen in Ausgabe 01+02/2009 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 54 bis 54 Autor/en: Birgit Svensson, Bagdad. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.