Seiten des Alters

Die größten Reichweiten erzielen Regionalzeitungen bei den über 60-Jährigen. Bei manchen Titeln stellen Rentner und Senioren bereits mehr als die Hälfte der Leser. Umso wichtiger für die Leser-Blatt-Bindung ist es, dass sich auch die Älteren mit ihrer Lebenswelt in der Zeitung wiederfinden. Und zwar nicht nur die „fitten Alten", wie sie in der Werbung präsentiert werden, sondern auch pflegebedürftige, einsame oder arme Senioren. Der „Kölner Stadt-Anzeiger", der „Tagesspiegel" (Berlin) und der „Nordbayerische Kurier" (Bayreuth) widmeten sich den verschiedenen Seiten des Alters.

Lokaltipp des Monats:

Pflegeführer: 28.000 Pflegeheimplätze gibt es in Berlin, aber kaum transparente Qualitätskriterien für diejenigen, die einen Platz suchen. Dem half der „Tagesspiegel" mit einem großen Pflegeheimvergleich ab. Grundlage der Serie waren die Ergebnisse der regelmäßigen Kontrollen der Pflegeheime durch die Krankenkassen. Als die Redaktion das Projekt 2007 anstieß, waren die Heime allerdings nicht verpflichtet, diese Daten zu veröffentlichen – das ändert sich erst in diesem Jahr durch die Pflegereform. In Gesprächsrunden mit Pflegeheimbetreibern und Vertretern der Dachverbände mussten die Redakteure Überzeugungsarbeit leisten – mit dem Ergebnis, dass 260 der 285 Berliner Einrichtungen ihre Daten zur Verfügung stellten. Neben den Vergleichstabellen wurden in der dreizehnteiligen Serie, deren Folgen doppelseitig erschienen, Bewohnerporträts, Reportagen, Infotexte und Experteninterviews abgedruckt. Das Projekt kam sehr gut bei den Lesern an. Besonders in den Bezirken, zu denen Serienteile erschienen sind, ging der Kioskverkauf deutlich hoch. Daher veröffentlichte die Zeitung die Serie noch mal gebündelt als Buch.

Kontakt: Ingo Bach,

Tel. 030 / 26 00 95 34,

E-Mail: ingo.bach@tagesspiegel.de

Ideenbörse:

Trickbetrüger: Weil sich die Meldungen über Trickbetrug an Senioren in der Stadt häufen, hakt Tim Stinauer, Reporter des „Kölner Stadt-Anzeiger", bei der Polizei nach. Dort hört er von einer Ermittlungsgruppe, die ausschließlich „Straftaten zum Nachteil älterer Menschen" bearbeitet. Im Gespräch mit diesen Polizisten erfährt Stinauer, dass in Köln ein weltweit operierendes Netzwerk von Trickbetrügern aktiv ist, die es auf alte Menschen abgesehen haben. Der Polizeireporter recherchiert im Netz einschlägige Seiten, auf denen sich die Täter austauschen, und informiert sich über die „Zetteltrick-Mafia". Da es weitgehend unbekannt ist, dass die Trickbetrügereien von organisierten Banden begangen werden, fährt die Redaktion das Thema größer und macht daraus eine dreiteilige Serie, prominent auf den lokalen Titelseiten platziert.

Kontakt: Tim Stinauer,

Tel. 0221 / 224 21 64,

E-Mail: tim.stinauer@mds.de

Rastlose Rentner: Eine Woche lang stellte der „Nordbayerische Kurier" im Blatt Senioren vor, die sich auch nach dem Renteneintritt neuen Aufgaben widmen und weiter arbeiten. Darunter waren pensionierte Polizisten, die für die Seniorenberatung der Polizei tätig sind, Selbstständige, die keinen Ruhestand kennen sowie Rentner, die sich ehrenamtlich im Tourismus und in Vereinen engagieren. Die Porträts erschienen in der Themenwoche unter dem Titel „(Un-)Ruhestand" in den verschiedenen Lokalteilen der Zeitung.

Kontakt: Eric Waha,

Tel. 0921 / 50 01 82,

E-Mail: eric.waha@kurier.tmt.de

Tipp

Weitere interessante Beispiele aus der lokaljournalistischen Praxis finden Sie in der aktuellen „drehscheibe".

Kontakt: Redaktion „drehscheibe",

Raufeld-Medien, Mehringdamm 57, 10961 Berlin, Tel. 030 / 695 665 22,

E-Mail: info@drehscheibe.org,

Homepage: www.drehscheibe.org

Erschienen in Ausgabe 03/2009 in der Rubrik „Service“ auf Seite 66 bis 66 Autor/en: Jan Steeger. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.