Body & Blenden.

Das Funktionsprinzip der digitalen Spiegelreflexkamera (DSLR) ist einfach: das fotografierte Motiv wird mittels eines Objektives auf einen lichtempfindlichen Sensor (im Profibereich ist das ein sog. CMOS-Bildsensor) projiziert und von diesem in elektrische Impulse umgewandelt (s. Illustration). Ein Prozessor verwandelt diese Impulse in einen Bilddatensatz, der später am Computer mit der entsprechenden Software ausgelesen werden kann.

Die wichtigsten Teile der Kamera

Das Kameragehäuse, auch „Body" genannt, beinhaltet die gesamte Technik:

> Der Klappspiegel ist an einer beweglichen Achse angebracht und reflektiert das Motiv um 90 Grad nach oben auf das Dachkantprisma (ein clever geschliffenes Stück Glas, das dafür sorgt, dass der Fotograf das Sucherbild spiegelrichtig und nicht seitenverkehrt sieht). So kann der Fotograf sein Bild in Ruhe komponieren und alle Einstellungen wie Schärfe, Belichtungszeit und Blende vornehmen.

> Der Schlitzverschluss befindet sich unmittelbar vor dem Bildsensor. Im Ruhezustand der Kamera bleibt er verschlossen. Erst mit Betätigung des Auslösers öffnet und schliesst er sich dann wieder. Die Dauer dieses Vorgangs hängt von der verwendeten Belichtungszeit ab: je kürzer diese ist, desto schneller bewegt sich der Verschlussvorhang und desto weniger Licht gelangt auf den Bildsensor – und umgekehrt. So wird die Belichtung des Fotos gesteuert.

> Jedes Objektiv hat eine bestimmte Brennweite, jedes Zoomobjektiv verfügt über einen gewissen Brennweitenbereich. Das ist die Strecke zwischen Blende und Linse im Objektiv. Sie muss nicht der physischen Länge des Objektives entsprechen, weil sie durch Spiegel und optische Linsen verlängert werden kann. Je länger die Brennweite, desto näher kann ich mein Objekt „ranholen". Sportfotografen arbeiten gerne mit langen Brennweiten, sogenannten Teles (300mm oder mehr), um beispielsweise Fussballer im Zweikampf einzufangen. Landschaftsfotos macht man gerne mit einem Weitwinkel, um die Weite eines Ortes zu dokumentieren. Das 24mm-Objektiv ist dafür gut geeignet.

Zoom

Bei qualitativ hochwertigen Zooms, die viele Brennweiten in sich vereinen, ist es nicht mehr notwendig, ständig Objektive zu wechseln. Zooms, die einen extremen Brennweitenbereich abdecken, wie zum Beispiel 28-200 mm, sind lichtschwach und eher von schlechter Abbildungsqualität. Besser sind Zooms, die nur einen Brennweitenbereich abdecken (z.B. Weitwinkelzoom, 17-40mm; Standardzoom, 24-70 mm oder Telezoom, 70-200 mm).

Tipp: Übrigens ist die „klassische" Brennweite der Fotojournalisten das 28 mm-Weitwinkel. Das hat zwei Gründe: zum einen erreicht man damit eine relative hohe Tiefenschärfe, sodass auch Schnappschüsse gelingen, bei denen die Schärfe nicht hunderprozentig eingestellt war. Zum anderen zeigt ein Weitwinkel immer auch das Umfeld eines Motives:genau das ist es nämlich, was ein informatives, erzählerisches Bild ausmacht.

Blende

Die Blende befindet sich im hinteren Teil des Objektivs. Sie hat zwei Funktionen: auch sie regelt die Lichtmenge und zusätzlich steuert sie die Tiefenschärfe des Bildes. Eine grosse Blendenöffnung lässt viel Licht durch das Objektiv hindurch; eine kleine wenig. Blendengrössen werden durch Blendenzahlen ausgedrückt: je grösser die Blendenöffnung, desto kleiner die Zahl und umgekehrt. Die grösstmöglich einstellbare Blende eines Objektives definiert seine Lichtstärke.

Mein eigenes 24-70 mm Objektiv, beispielsweise, hat eine Lichtstärke von 2,8 und lässt sich bis zu einer Blende 22 abblenden. Das kann ich wahlweise in ganzen, halben oder Drittel-Stufen (je nach Kamera-Voreinstellung) tun. Dabei gibt es sozusagen Fixpunkte: Blendengrössen, die quasi als Standard-Blendengrössen gelten. Diese sind: 2,8 – 4 – 5,6 – 8 – 11- 16 – 22. Diese Blendenzahlen sind standardisiert und beschreiben bei jeder beliebigen Kamera das Verhältnis zwischen Brennweite und Durchmesser der entsprechenden Blendenöffnung.

Wichtig ist dabei, dass die Veränderung von einer zur nächsten Blendenstufe einer Verdoppelung bzw. Halbierung der Lichtmenge gleichkommt. Das bedeutet, dass bei einer „4er Blende" nur noch halb so viel Licht auf den Sensor gelangt wie bei einer Blende von 2,8. Oder alternativ eine „8er Blende" doppelt so viel Licht durchlässt wie eine „11er-Blende".

Empfindlichkeit

Die Empfindlichkeit der Kamera ist die digitale Entsprechung der Filmempfindlichkeit in der analogen Fotografie. Sie wird in ISO (International Standard Organization) ausgedrückt. Die Verdoppelung der ISO-Zahl bedeutet eine Verdoppelung der Empfindlichkeit und umgekehrt. Das heisst, dass der Bildsensor z.B. bei ISO 100 doppelt so viel Licht benötigt, um ein korrekt belichtetes Bild zu generieren, wie bei ISO 200.

Mit steigendem ISO-Wert verstärkt sich auch das sogenannte Bildrauschen. Das heisst, dass das Bild gröber wird, Details verloren gehen und Farbverschiebungen auftreten. Deshalb fotografieren Sie am besten mit möglichst kleinen Werten und meiden den Bereich jenseits der ISO 400.

Tipp:

Liefern Sie lieber gleich eine besser Auflösung als nur ein „Webformat", das auf keinen Fall eine ausreichende Druckqualität hat. Ein printfähiges Foto lässt sich leicht für online umwandeln, umgekehrt funktioniert das nicht. So vermeiden Sie Ärger mit dem Aufraggeber und glänzen stattdessen mit Professionalität.

Info:

Der Einfachheit halber beziehen sich unsere Brennweiten-Bezeichnungen auf die gängigen digitalen Spiegelreflex Kameras mit reduziertem Bildsensorformat..

Erschienen in Ausgabe 04+05/2009 in der Rubrik „Werkstatt“ auf Seite 4 bis 4. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.