„Journalismus und Ethik gehen selten zusammen“

Isabell Funk, gebürtige Saarländerin (Jahrgang 1956) volontierte 1979 bei der „Saarbrücker Zeitung“ und arbeitet dort bis 1995 als Redakteurin und Redaktionsleiterin in verschiedenen Lokalredaktionen. 1995 wechselte sie zur „Lausitzer Rundschau“ (100%-Tochter der „Saarbrücker Zeitung“) in den Funktionen Koordinatorin Lokales, CvD, stellvertretende Chefredakteurin. 2001 wurde sie Chefredakteurin der „Ludwigsburger Kreiszeitung“. Im Oktober kehrt sie zur Holtzbrinck-Gruppe zurück als Chefredakteurin des „Trierischer Volksfreund“ und Nachfolgerin von Walter W. Weber, der sich in den Ruhestand verabschiedet.

Warum sind Sie Journalistin geworden?

Weil ich während eines Zeitungspraktikums gemerkt habe, hier gehörst du hin. Da war ich mir ganz sicher. Ein halbes Jahr später hatte ich ein Volontariat.

Ihre Vorbilder im Journalismus?

… haben keine großen Namen. Sie stammen aus dem journalistischen Umfeld meiner Anfangsjahre, waren überwiegend unbequem und haben mir die gründliche Recherche beigebracht.

Wann ist ein Journalist ein guter Journalist?

Sie werden jetzt keine Arbeitsplatzbeschreibung von mir erwarten. Ein Journalist muss für seinen Beruf brennen.

Wie wird sich der Journalistenberuf künftig verändern?

Blogger und Twitterer werden vermutlich noch stärker als bisher als Quellen genutzt. Das ist solange in Ordnung, als die Quellen, wie bei jeder anderen Recherche auch, geprüft werden. Außerdem wird das Lokale – und hier die gute Hintergrundgeschichte – immer wichtiger.

Stört Sie das schlechte Image von Journalisten?

Stören ist nicht das passende Wort. Es macht mir Sorge. Wer ein schlechtes Image hat, ist nicht mehr vertrauenswürdig. Die Folgen kann man sich leicht ausrechnen.

Können Sie ein Buch oder einen Beitrag über „Ethik im Journalismus“ empfehlen?

Diese Frage macht mich melancholisch. Wir haben gerade wieder am Beispiel Winnenden erlebt, wie weit, wenn es um journalistisches Ethos geht, Theorie und Praxis auseinanderklaffen. Ich spare mir Empfehlungen.

Wie wichtig ist Klatsch?

Alle lieben Klatsch. Sauber recherchiert und gut geschrieben ist nichts dagegen einzuwenden. Aber auch beim Klatsch gibt´s Grenzen.

Wie und wo lernt man Journalismus am besten?

In der Praxis. Im Lokalen.

Haben es Frauen im Journalismus schwerer?

Herzlichen Glückwunsch. Medium ist der einmillionste Frager. Ich persönlich empfinde das nicht so. Aber wenn es um Karrieren im Journalismus geht, muss ich mir nur ansehen, wie viele Frauen in Chefredaktionen sitzen. Für diese Recherche brauche ich keine fünf Minuten. Andererseits beobachte ich schon seit langer Zeit, dass bei Stellenausschreibungen die Zahl der Bewerberinnen die der Bewerber bei weitem übertrifft. Journalismus wird weiblich(er).

Ihre persönlichen Stärken und Schwächen?

Als Linkshänderin behaupte ich gerne, zwei rechte Hände zu haben.

Ihre Lieblings-Internetadressen?

Spiegel Online, süddeutsche.de

Ihr liebstes Hobby?

Da kann ich mich wirklich nicht entscheiden zwischen Literatur und Freestyle-Getanze. Letzteres seltener, aber hemmungsloser.

Was war ihr bisher größter Erfolg?

Das waren mehrere: Wenn es nach den Unsicherheiten eines Neuanfangs innere und äußere Signale gab: Du bist angekommen.

Ihr größter Flop?

Ein paar Semester lang geglaubt zu haben, ich sollte Juristin werden.

Welche Medienprojekte aus jüngerer Zeit sind für Sie besonders zukunftsträchtig?

Print-Kooperationen im Internet mit öffentlich-rechtlichem Fernsehen.

Ohne was kommt ein Journalist nicht aus?

Ohne Nase.

Was sollte Ihnen einmal nachgesagt werden?

Es gibt hier im Schwäbischen einen Spruch:, ,Net geschimpft ist genug gelobt.“ Kann man mehr erwarten?

Erschienen in Ausgabe 04+05/2009 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 82 bis 82. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.