Top und Flop des Monats

IN: Learning by Doing

Das wahre Leben schreibt die Geschichten. Klingt platt, ist aber so. Nur, vom wahren Leben bekommt unsereins kaum etwas mit, wenn er ständig auf dem Bürostuhl klebt – oder kleben muss. Viele Praktikanten, Volontäre und auch Jungredakteure erleiden dasselbe Schicksal: Sie dürfen nicht richtig ran an den Speck. Altgediente Kollegen, lasst uns machen! Und liebe junge Kollegen: Raus aus dem Büro, ran an die Reportagethemen, Umfragen oder Interviews. Begleitet die Stadtgärtner beim Bepflanzen der Beete und fühlt dem Polizeichef auf den Zahn, sprecht mit Jugendlichen über Lokalpolitik. Es muss nicht immer Pulitzerpreisverdächtiges dabei herauskommen. Ausbildung heißt ausprobieren (und auch mal danebenliegen) dürfen.

OUT: Sinnlose Schulungen

Klar, man lernt nie aus. Gerade in unserem Job. Aber nur wer behauptet, in der Schule fürs Leben gelernt zu haben, wird auch in den meisten der angebotenen Journalisten-Seminaren einen Sinn erkennen: Fernsehmoderation, Auslandskorrespondenz, Reisejournalismus oder Belletristik schreiben – es gibt einfach nichts, was man in zwei- bis viertägigen Workshops nicht fix lernen kann, suggerieren uns die Anbieter. Fortbildungen (etwa „Online-Recherche für Profis" vom Netzwerk Recherche) sind prinzipiell sinnvoll – doch wer „Lebendiges und wirkungsvolles Schreiben" oder „Lokale Berichterstattung" lernen will, sollte sich noch mal um ein Praktikum oder Volontariat bemühen und sich die Seminargebühren besser sparen.

Text: Daniel Staffen-Quandt (28) ist Mitglied im Netzwerk jungejournalisten.de, die in „medium magazin" regelmäßig ihre aktuellen persönlichen „in & out"-Favoriten vorstellen

Erschienen in Ausgabe 04+05/2009 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 9 bis 9. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.