Die neue Doppelspitze bei der „FR“

Der „Stern“ hat eine, der „Spiegel“, der „Tagesspiegel“ und jetzt also auch die „Frankfurter Rundschau“: Am 1. Juni hat Rouven Schellenberger (36), bislang stellvertretender Chefredakteur der „FR“die Redaktionsleitung der „Frankfurter Rundschau“ (Auflage rund 152 000) übernommen, Joachim Frank (43), bisher stellvertretender Chefredakteur des „Kölner Stadt-Anzeigers“ wird am 1. August hinzukommen. Uwe Vorkötter ist zurück zur „Berliner Zeitung“ (Auflage rund 169 000), die er nach 2006 nach Streitigkeiten mit dem damaligen Eigentümer David Montgomery verlassen hatte, und koordiniert jetzt von der Hauptstadt aus die Zusammenarbeit mit dem neuen DuMont-Titel und der „FR“. Aber wer macht bei einer Doppelspitze eigentlich was? „Den Politikteil machen wir auf jeden Fall gemeinsam“, sagt Frank, „die übrige Ressortverantwortlichkeit besprechen wir mit den Ressortleitern.“ Für die geplante Kooperation beider Blätter kann sich Frank den „Austausch von Texten“ etwa bei Großereignissen vorstellen. „Statt fünf Reporter beider Zeitungen zu Olympia zu schicken, können mit Fug und Recht auch nur zwei Kollegen beide Zeitungen mit den gleichen Texten beliefern“, sagt Frank.

Gespart wird allerdings auch an anderen Ecken: Vom 1. Juli an wird die „FR“ nicht mehr selbst aus Darmstadt und Groß-Gerau berichten und übernimmt stattdessen Inhalte des Medienhauses Südhessen („Darmstädter Echo“), das dafür die „Echo Redaktionsservice GmbH“ gegründet hat. Drei neu eingestellte Redakteure werden täglich vier bis sechs druckfertige Lokalseiten im Tabloidformat produzieren, die in der Regionalausgabe R3 der „FR“ erscheinen. „Die FR will sich verstärkt als überregionale Tageszeitung positionieren, aber die Heimatbasis nicht verlieren, die Qualität der Regionalausgaben bewahren, aber Geld sparen“, sagt Jörg Riebartsch, Chefredakteur und Prokurist des „Darmstädter Echos“. Werden aus Konkurrenten plötzlich Partner? „Nein“, sagt Riebartsch, „Konkurrenten waren wir nie, das „Echo“ ist die regionale Tageszeitung für Familien, die „FR“ denkt mit dem Tabloid und der Themenauswahl eher auch an eine studentische Leserschaft.“ Weitere Kooperationen mit der „FR“ seien zunächst nicht geplant, „aber heute schließt kein Verlag irgendetwas aus“, sagt Riebartsch, „das wäre töricht.“

Erschienen in Ausgabe 06/2009 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 60 bis 61. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.