Europäische Nachhilfe für ASEAN

Wie sieht ein europäischer Journalist den südostasiatischen Staatenbund ASEAN? Zu dieser Fragestellung saß ich als Referentin am Abend des 12. Mai in Jakarta 15 jungen Journalisten aus verschiedenen ASEAN-Ländern gegenüber. Doch was erzählt man südostasiatischen Kollegen über ihre eigene Region? Überraschenderweise am besten Anekdoten aus dem Korrespondentenalltag: Die meisten haben nämlich nicht nur eine sehr vage Vorstellung von ASEAN, sondern wissen auch kaum etwas über ihre Nachbarländer.

Wer sich in Südostasien überhaupt leisten kann, ins Ausland zu reisen, strebt in der Regel nach Europa oder Amerika. Ein regionales Netzwerk haben nur wenige Medien und sind von den – überwiegend westlichen – Nachrichtenagenturen abhängig, um Informationen über ihre Nachbarländer zu erhalten. Um dies zu ändern, organisierte die deutsche Entwicklungsagentur Inwent für das ASEAN-Sekretariat in der indonesischen Hauptstadt Jakarta im Mai bereits zum fünften Mal ein zweiwöchiges Journalistenseminar.

„Warum arbeitet eine Europäerin freiwillig in Südostasien?“, fragte eine Teilnehmerin aus Vietnam. „Wegen all dem, was die Schwierigkeiten, aber auch den Reiz von ASEAN ausmachen: die unglaublich komplexe Vielfalt von Kulturen, Religionen und politischen Systemen“, war meine Antwort. Das Fazit der abendlichen Diskussion: ASEAN kann nur dann zu mehr als einer wirtschaftlichen Expertenrunde werden, wenn die Mitgliedsländer anfangen, sich auch für die sozialen Hintergründe ihrer Nachbarn zu interessieren.

Eine entsprechende Berichterstattung in lokalen Medien wäre der erste Schritt dahin. Auf lange Sicht würden dann vielleicht auch europäische Medien begreifen, dass ASEAN mehr zu bieten hat als Wirtschaftsmeldungen und gescheiterte Gipfeltreffen.

Internet: www.asean.org

Erschienen in Ausgabe 06/2009 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 49 bis 49 Autor/en: Christina Schott, Jakarta. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.