Nachgefragt bei … Martin Sonneborn

Der Moment kommt, früher oder später. „Zeig doch mal deinen Führerschein“, sagt der Kollege aus der Grafik zum Redaktionsleiter. Woraufhin Männer mit Seitenscheitel sich charmante Beleidigungen anhören müssen: „So ein Wilder warst du also“ und „interessante Frisur“, hören die Damen, die ihre Zeit als Dauerwellenstar gerne aus ihrer Frisurbiografie ausradieren würden. Unser prominentes Foto-Opfer Nr. 3 (nach Peter Kloeppel und Peter-Matthias Gaede) ist der Mann, den der „Spiegel“ den „Handelsvertreter einer Katastrophe“ nannte und der lange Chefredakteur der Satirezeitschrift „Titanic“ war. Mit seinem Dokumentarfilm „Heimatkunde“ aus dem Berliner Speckgürtel erregte Martin Sonneborn (44) im vergangenen Jahr Aufsehen. Er leitet das Satireressort SPAM bei Spiegel Online.

Martin Sonneborn: „Das Foto entstand 1994 auf einem alten Friedhof in Berlin-Mitte, Minuten bevor ich in den Zug nach Frankfurt stieg, um meinen Dienst bei „Titanic“ anzutreten – zuerst als Redakteur, dann als Chefredakteur, ab 2006 als Mitherausgeber.

„Die endgültige Teilung Deutschlands – das ist unser Auftrag“ heißt es seit dem Mauerfall im Impressum des „endgültigen Satiremagazins“, und in unzähligen Aktionen haben wir uns mit der weiterhin bestehenden Zweiteilung des Landes auseinandergesetzt. Unverständlich ist mir, dass bis heute, da selbst CDU und FDP Enteignungen und Verstaatlichungen fordern, kaum ein Journalist erkannt hat, daß das Merkel, ehemals Sekretärin für Agitation und Propaganda der FDJ, seit über 20 Jahren an einem Masterplan arbeitet, um Westdeutschland in die Planwirtschaft zu überführen. Ich fürchte, Helmut Kohl ist damals tumb in die Wiedervereinigungsfalle getappt! Wie Sie sehen, haben die Sorge um unser Land und das Versagen der etablierten Parteien auch mich gezeichnet (schwarze Ringe um die Augen, Zahnlücke): Deshalb habe ich „Die PARTEI“ gegründet und greife jetzt mit ihr nach der Macht.“

Erschienen in Ausgabe 06/2009 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 10 bis 10. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.