Nackt wie Robinson

In Dänemark gibt es ein paar seltsame Traditionen. Der nøgenløb, der Nacktenlauf, gehört dazu. Beim weltbekannten Musikfestival von Roskilde findet jedes Jahr einer statt. Splitternackt läuft dann eine Herde zumeist junger Menschen um die Wette – zur Freude der Live-Zuschauer und der Medienkonsumenten, die jedes Jahr aufs Neue Bilder mit anderen nackten Läufern zu sehen bekommen. So weit eigentlich nicht der Rede wert. Doch kürzlich wurde ein nøgenløb in Malaysia gestartet – als Teil der dänischen Ausgabe von Expedition Robinson. Wie in Roskilde lief auch hier eine Gruppe Menschen nackt um die Wette, um später so im dänischen Fernsehen gezeigt zu werden. Die Regierung von Malaysia fand das gar nicht komisch und will sich den Vorfall nun genauer anschauen. Schließlich müsse man darauf Rücksicht nehmen, ob die Aktion für die unterschiedlichen ethnischen Gruppen im Land anstößig sein könne. Sich im Gastland über die geltenden Sitten hinwegzusetzen, ist nicht die feinste Geste von den Dänen. Doch der Nacktenlauf rief auch in der Heimat der Gefilmten nicht nur positives Echo hervor. Gleich mehrere Angehörige der Nacktläufer kontaktierten den Produzenten der Sendung. Ihre an Robinson teilnehmenden Verwandten hatten ihnen nämlich versprochen, die Hüllen nicht fallen zu lassen. Weil sie es doch taten, wollten die Angehörigen ein ernstes Wörtchen mit ihnen reden. Das verhinderten aber die Spielregeln für die Sendung. Denen zufolge darf nämlich nur in dringenden Fällen wie etwa einem Todesfall Kontakt zu den Teilnehmern aufgenommen werden.

Internet:

www.tv3.dk/robinson

Erschienen in Ausgabe 06/2009 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 49 bis 49 Autor/en: Clemens Bomdorf, Kopenhagen. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.