„Weniger Verkündigung, mehr Dialog“

Franz Sommerfeld, geboren 1949 in ostfriesischen Leer, studierte nach dem altsprachlichen Abitur 1968 zunächst evangelische Theologie in Mainz („damals ein Hort moderner Theologie“), stürzte sich in die Studentenbewegung, wurde 1974 im Marxistischen Studentenbund Spartakus verantwortlich für das Studentenmagazin „rote blätter“ und arbeitete als freier Journalist. 1983 wurde er Chefredakteur der ursprünglich DKP-nahen „Volkszeitung“. 1990 gehört er zu den Mitbegründern des „Freitag“, der aus der westdeutschen „Volkszeitung“ und dem ostdeutschen „Sonntag“ entstand. 1991 holte Erich Böhme ihn als Reporter zur „Berliner Zeitung“, 1997 wurde er dort stellvertretender Chefredakteur. Seit 1999 arbeitet er für die DuMont-Gruppe: zuerst als Chefredakteur der „Mitteldeutschen Zeitung“ (Halle), 2000 wechselte er als Chefredakteur zum „Kölner Stadt-Anzeiger“ KStA. 2002 startet er ksta.de, das Online-Angebot, 2007 das Internetfernsehen des KStA. 2008 zeichnete ihn das „medium magazin“ als einen der „Journalisten des Jahres“ aus. Seit Mai 2009 ist er als Vorstand bei DuMont Schauberg für die Redaktionen der Gruppe verantwortlich (s. a. Seite 76).

Warum sind Sie Journalist geworden?

Weil dieser Beruf am ehesten meiner nur zu schwer zu stillenden Neugier entgegenkommt.

Wie kamen Sie an Ihren ersten Beitrag, und was war das Thema?

Bericht in „konkret“ über eine Reise zu den von den USA während der „Weihnachtsbombardements“ 1972 zerstörten Bezirke von Hanoi und Haiphong im Norden Vietnams, bei denen annähernd 2000 Zivilisten starben.

Ihre Vorbilder im Journalismus?

Hans Dieter Barbier, Erich Böhme, Günter Gaus, Hanns Joachim Friederichs.

Wann ist ein Journalist ein guter Journalist?

Wenn er seine eigenen Vorstellungen von der Wirklichkeit immer wieder und auch grundlegend in Frage zu stellen vermag.

Wie wird sich der Journalistenberuf künftig verändern?

Weniger Verkündigung, mehr Dialog.

Stört Sie das schlechte Image von Journalisten?

Gelegentlich.

Können Sie ein Buch oder einen Beitrag über „Ethik im Journalismus“ empfehlen?

Tissy Bruns, „Republik der Wichtigtuer“

Wie wichtig ist Klatsch?

Unentbehrlich für alle Neugierigen

Wie und wo lernt man Journalismus am besten?

In der Lokalredaktion

Haben es Frauen im Journalismus schwerer?

Ja.

Was sind Ihre persönlichen (handwerklichen) Stärken und Schwächen?

Stärken: Die Fähigkeit, eigene und andere Ideen zeitnah und nachhaltig gemeinsam mit anderen umzusetzen. Schwächen: Nicht über die schreiberische Kraft eines Alexander Osang zu verfügen.

Ihre Lieblings-Internetadressen?

mobil.ksta.de; mobil.fr-online.de; m.spiegel.de; google.com, freitag,de

Welches Buch lesen Sie gerade?

Jeff Jarvis, „Was würde Google tun?“

Ihr liebstes Hobby?

Lesen.

Was war ihr bisher größter Erfolg?

Die multimediale Ausrichtung des „Kölner Stadt-Anzeigers“

Ihr größter Flop?

Der Start eines zwischen Boulevard und Abozeitung positionierten Tabloids „Direkt“, durch das wir sehr viel für den „Stadt-Anzeiger“ lernten, das wir aber nicht im Markt durchsetzen konnten.

Welche Medienprojekt aus jüngerer Zeit ist für Sie besonders zukunftsträchtig?

Das e-book.

Ihre Lieblingszeitung?

Da ich keine Zeitung unserer Mediengruppe nennen möchte, bleibt die „FAZ“.

Ihre Lieblingssendung?

The Closer.

Ohne was kommt ein Journalist nicht aus?

Die Kritik derer, denen er Nachrichten und Meinungen liefert.

Was sollte Ihnen später einmal nachgesagt werden?

Er verstand die – mit der Erfindung des Buchdrucks vergleichbare – Revolution der Digitalisierung in der Medienwelt stets als Chance, nie als Bedrohung.

Erschienen in Ausgabe 06/2009 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 66 bis 66. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.