Bücherkiste

Abgesteckte Reviere

Beatrice Dernbach / Thorsten Quandt (Hrsg.), Spezialisierung im Journalismus, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009, 242 S., 24,90 Euro

In Zeiten, in denen jeder neue Titel ein Wagnis bedeutet, setzen Verlage zunehmend auf Spezialisierung. Bei vergleichsweise niedriger Auflage lässt sich so eine fest umrissene Zielgruppe ins Visier nehmen. Der Sammelband „Spezialisierung im Journalismus“ wirft in der Einleitung die interessante Frage auf, ob ab einer gewissen Spezialisierungsstufe bestimmte journalistische Qualitäten noch aufrechtzuerhalten sind – ächzen doch schon viele auflagenstarke Titel unter den Kosten. Spezialisierung an sich ist dabei keineswegs ein neues Phänomen, wie der Beitrag über das 114 Jahre alte Fachmagazin „Wild und Hund“ belegt, das beachtliche 64.000 Exemplare verkauft. Viel jünger ist da der 1995 gegründete Themendienst von dpa. Stand 2008 mit 20 Redakteuren ausgestattet, beliefern ihn über 100 freie, spezialisierte Journalisten. Eigene Kapitel beschäftigen sich mit dem Technikjournalismus und dem in den vergangenen Jahren boomenden Wissenschaftsjournalismus. Eine besondere Herausforderung stellt das Thema Religion dar, das in der Regel mit wenig Nachrichtenwert gesegnet ist. Während der öffentliche Rundfunk so etwas wie Kirchenbeauftragte kennt, heißt der Normalfall bei den Medien: Das Thema Religion wird von denen bearbeitet, die gerade Dienst haben.

Rauchende Köpfe

Barbara Scheiter, Themen finden, UVK Verlagsgesellschaft,

Konstanz 2009, 132 S.,

14,90 Euro

Autor werden ist nicht schwer, Autor sein dagegen sehr: Als freie Journalistin kann Barbara Scheiter in „Themen finden“ aus dem Nähkästchen plaudern. Spannend ist ja immer das Unerwartete – und so zäumt das schmale Buch aus der Reihe „Wegweiser Journalismus“ das Pferd von hinten auf. „Wie Themenfindung nicht funktioniert – zehn Regeln für den Misserfolg“. Zu diesen zählt „Sich nicht mit anderen Medien ablenken lassen“. Nach den ironischen zehn Geboten plädiert die Verfasserin für eine eigenständige Themenwahl, die sich nicht der Willkür von Pressekonferenzen und oft scheinaktuellen Agenturmeldungen unterwirft. Eine „wahre Fundgrube“ für Journalisten seien hingegen Pinnwände und Anzeigenbörsen. Auch der Austausch mit Kollegen, zum Beispiel an Journalistenstammtischen, könne die Phantasie beflügeln. Oder warum nicht mal in den Leserbriefen nach Anregungen suchen? Wie auch immer: Ideen sollten unverzüglich notiert werden, denn so unerwartet sie oft auftauchen, so schnell können sie ihren Hut nehmen. Und in der Erinnerung zu kramen, ist eine besonders nervenaufreibende Form der Suche.

Sendungs-Bewusstsein

Silke Fritzsche, TV-Moderation, UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2009, 261 S., 24,90 Euro

Was macht eine gute TV-Moderation aus? Silke Fritzsche moderierte selbst und trainiert heute TV-Moderatoren. Während das Gesicht des Printjournalisten seinem Leser auch nach Jahrzehnten unbekannt sein kann, spielen Mimik, Gestik und Tonfall auf dem Bildschirm eine wichtige Rolle. Claus Kleber oder Frank Plasberg haben so ihren unverwechselbaren Stil gefunden. Neben dem persönlichen Pfund, das es einzubringen gilt, erfordert das Metier aber vor allem Handwerk. Bei den Formulierungen ist es Geschmacksfrage, ob „sämtliche“ statt „alle“ oder „ungeachtet“ statt „trotz“ gewählt wird. Entscheidend ist, dass sich der gesprochene Text dem Zuschauer vermittelt und eine Brücke zum ausgestrahlten Beitrag baut. Nicht unterschätzt werden sollten Pausen, mit denen sich Aufmerksamkeit steuern lässt. Um ein ganz eigenes Kapitel handelt es sich beim latenten Konkurrenzverhältnis von Beitragsmacher und Moderator – verbittet sich der eine das Herausposaunen von Kernaussagen bereits in der Anmoderation, verzweifelt der andere mitunter an den spärlichen Informationen, die ihm als Grundlage gereicht werden.

Erschienen in Ausgabe 07+08/2009 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 72 bis 72. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.