Bewegt ging es in der taz schon immer zu, doch einen Fhrungswechsel hat es lange nicht mehr gegeben: nach 11 Jahren als Chefredakteurin tritt Bascha Micka (55) am 15. Juli ab und übergibt an Ines Pohl was, gelinde gesagt, eine überraschende Personalie war. Die 42-jährige, gebürtig in Mutlangen, arbeitet seit dem Jahreswechsel als Berlin-Korrespondentin für die Ippen-Gruppe (u.a. Münchner Merkur, tz, Hessische/Niedersächsische Allgemeine HNA, Westfälischer Anzeiger). 1998 war sie nach Studium der Germanistik und Skandinavistik in Göttingen und journalistischer Tätigkeit u.a. für radio ffn, zur HNA gegangen, zunächst als Lokalredakteurin in Rothenburg, dann als Politikredakteurin in der Kassler Zentrale. Dort wurde sie Nachrichten-Chefin (zum Ressort gehört auch Vermischtes und Leserbriefe), 2004/2005 verbrachte sie, unterstützt vom Verlag, ein Jahr als Fellow der Nieman Foundation for Journalism an die Harvard University.
Über sie selbst ist in der Branche bisher nicht allzu viel bekannt: Bei den Ippen-Blättern nennt man sie intern auch Mutter Courage der Frauenbewegung- während ihrer Unizeit war sie Frauenbeauftragte an der Uni Göttingen, aus diesem Engagement hat sie auch als Journalistin nie ein Hehl gemacht.
Zum Start bei der taz hat sie die Messlatte, die an sie gestellt werden wird, selbst auf olympisches Niveau gehoben: Die ´taz` muss aufpassen, nichts zu verschlafen und muss deutlich Position einnehmen, durften die künftigen Mitarbeiter im Spiegel-Kurzinterview der designierten Chefin noch vor dem offiziellen Antrittbesuch lesen. Und: Sie muss dezidierter, frecher, mutiger sein und … wieder die Machtfrage stellen. Die ehemaligen Kollegen beim Ippen-Blatt HNA, gemeinhin nicht als luxuriöses Medienhaus bekannt, wiederum vernahmen erstaunt und nicht gerade amüsiert, dass sie den Sprung aus der gutbezahlten Mainstream-Hängematte wage. Polarisieren also kann sie schon mal. (Mehr Infos s. a. www.mediummagazin.de) ami
Erschienen in Ausgabe 07+08/2009 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 76 bis 79. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.