Embedded in der libanesischen Armee

Die libanesische Armee (LAF) ist in der Regel sehr zugeknöpft bei Kontakten mit der Presse. Doch sie überraschte mich, als sie nach langem Zaudern einer Anfrage stattgab, mich mit der Common Border Force an die Nordgrenze zu Syrien zu nehmen. Ich glaube, dies war das erste offizielle Embed eines ausländischen Journalisten mit der LAF. Der Offizier, der mich begleitete, zeigte mir zunächst einen spontanen Checkpoint, den die Armee offensichtlich extra für die Besucherin rund 100 Meter vom offiziellen Grenzübergang eingerichtet hatte. Ausführlich erläuterte mein Begleiter, wie die neue Grenztruppe arbeite. Nur als ich mein Mikrofon auspackte, um das Interview aufzuzeichnen, schaute er mich ganz entsetzt an. Er habe keine Erlaubnis, on the record mit der Presse zu sprechen, sagte er trocken. Das verschlug mir die Sprache. Dann verhandelten wir. Ich erklärte, wie unsinnig es für eine Radiojournalistin sei, keine O-Töne aus einem Embed mitzubringen. Er unternahm telefonische Notrufe ins Verteidigungsministerium – nichts zu machen. Das seien eben die Regeln. Also fragte ich ihn off the record aus, wobei er kaum Antworten schuldig blieb. Um mein Hörfunk-Gewissen zu beruhigen, schlug ich schließlich vor, einer Fahrzeugpatrouille beizuwohnen und zumindest die Funksprüche aufzuzeichnen. Schweigen. Es täte ihm leid, aber die Patrouillewagen seien nicht mit Funkgeräten ausgestattet, murmelte mein Begleiter. Sie sind einfach erstaunlich, die Libanesen. Ich habe noch kein Tages-Embed in der Nahost-Region erlebt, bei dem Audio-mäßig so wenig herausgekommen ist. Aber auch noch keines mit so netten und gastfreundlichen Soldaten.

www.lebarmy.gov.lb/?ln=en

Erschienen in Ausgabe 09/2009 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 47 bis 47 Autor/en: Birgit Kaspar, Beirut. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.