„Heute“ mal weiblich

Kritik sanft aufnehmen und positiv umformulieren – das klingt bei Anne Reidt so: „An vielem können wir noch arbeiten, um das Sehvergnügen zu steigern.“ Gleich zum Start als neue Leiterin des „heute journals“ wurde sie mit teils erbosten Zuschauerreaktionen auf das neue Design des Nachrichtenstudios konfrontiert. Kritik hagelte es z. B. für die unleserliche Schrift bei Einblendungen oder die irritierenden Linien, die im Hintergrund durch die Leiber der Moderatoren stechen. Weniger beherrscht reagiert Reidt auf den Vorwurf der Verschwendung von Gebührengeldern, wie er besonders laut in Boulevardmedien tönte: „Diese Kritik löst bei mir Kopfschütteln aus. Das sind dieselben Leute, die dem ZDF sonst vorwerfen, wir seien ein Seniorensender und jetzt sagen sie: Investiert nicht in die Zukunft.“ Das neue Studio hatte den Sender 30 Millionen Euro gekostet (s. a. mediummagazin 7/09). Entschieden wurde das noch unter Reidts Vorgänger Jan Metzger, der als Intendant zu Radio Bremen wechselt. Seit Februar hat die ehemalige Leiterin des Landestudios Hessens die Neuerungen der Sendung begleitet, zuerst als Vize-Redaktionsleiterin und nun als erste Frau an der Spitze der wichtigsten Nachrichtensendung des ZDF. Trotz aller Kritik fällt die erste Bilanz der 42-jährigen Chefin durchaus positiv aus: „Ich bin sehr zufrieden damit, wie stabil die neue Technik läuft“. Diese erfordert eine komplexe Vorbereitung: Bereits Tage vorher müssen Grafiken geplant und Animationen gebaut werden. Die Aktualität bleibe trotzdem gewahrt, „wir würden nie eine Nachricht weglassen, nur weil eine aufwendige Animation fehlt“, betont Reidt. Außerdem gebe es für den nicht planbaren Notfall Havarie-Kameras „mit denen wir auch bei einem Ereignis wie dem 11. September eine völlig umgestrickte Sendung fahren könnten.“

Für die Zukunft kündigt sie nun kosmetische Änderungen an: „Wir werden die Inszenierung von Interviews und Schaltgesprächen weiterentwickeln und da mehr Dynamik reinbringen“, sagt Reidt. Außerdem soll die Fernsehsendung noch intensiver mit dem Internet verknüpft werden: „Unter dem Arbeitstitel „heute journal xxl“ arbeiten wir daran, die Sendung im Internet auszubreiten. Denkbar wären Zusatzangebote wie Factchecking oder noch mehr Hintergrundinformationen.“

Erschienen in Ausgabe 09/2009 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 60 bis 61. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.