Das ZDF und Schlämmer

Wie Grenzen zwischen Politik und Entertainment, aber auch zwischen Information und Eigen-PR verwischen, zeigt aktuell die ZDF-Berichterstattung über Schlämmers Film „Isch kandidiere“. Das ZDF ist Co-Produzent des Films von Hape Kerkeling. Kein Sender hat dem Thema mehr Raum gegeben, auch in seinen Informationssendungen: So widmeten der Filmvorstellung am 4. August die 19-Uhr-„heute“ 1‘55 Sendeminuten, das „heute-journal“ gar 3‘03, in diverse anderen Formaten wie „hallo Deutschland“ folgten weitere, lobende Beiträge. Zum Vergleich: In „Tagesschau“ und „Tagesthemen“ fand Schlämmer gar nicht statt.

Das ZDF dagegen zog sogar im Netz ein Schlämmer-Portal auf. Und Moderatoren, darunter Auslandschef Theo Koll und Innenpolitik-Chefin Bettina Schausten, traten sogar in Gastrollen in dem Film auf. Die Folge: Die sonst zur Objektivität verpflichteten Journalisten ergriffen Partei für Schlämmer im eigenen Sender. Schausten etwa sagte im Vormittagsmagazin „Volle Kanne“ am 20. August: „Das ist alles ein großer Spaß, den man sich durchaus erlauben kann. Ich bin nicht einig mit den Kollegen, die jetzt schon wieder die Demokratie in Gefahr sehen, weil ein Komödiant die Politik auf den Arm nimmt.“ Im Wahl-Blog des ZDF schrieb sie gar, Schlämmer sei „ein Geschenk“.

An dieser Form des Infotainments beteiligten sich freilich auch andere Sender, beispielsweise übertrugen n-tv und N24 die besagte Pressekonferenz sogar live. Zu Fragen, warum sich das ZDF so intensiv an dieser neuen Form des Infotainments beteiligt, wollte sich Chefredakteur Nikolaus Brender nicht äußern. Im eigenen Programm aber attestierte er dem Wahlkampf: „Das ist der langweiligste in der bisherigen Geschichte der Bundesrepublik.“ dan

Erschienen in Ausgabe 09/2009 in der Rubrik „Politik“ auf Seite 15 bis 15. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.