Persönlicher Sehtest

Titelseite

(1) + – Zeitungskopf: Als Schrift wird die Franklin Gothic benutzt, die insgesamt gut zu den sozialen Themen passt, die im Innern redaktionell angegangen werden. Der Einklinker rechts ist etwas zu groß. Er lenkt stark vom Kopf ab.

(2) – Anrissleiste links: Die Schrift ist zu groß und dadurch bedingt werden zu viele Trennungen gemacht. Die geringe Anzahl an Worten führt auch dazu, dass die Überschriften zu knapp formuliert sind.

(3) – Aufmacherfoto: Es ist in diesem Fall zu dunkel. Man sieht einen Mann, dessen Hände grüne Verbände haben. Alle Fragen bleiben offen.

(4) – Text zum Aufmacherfoto: Der erste Text links im Anrissfeld lautet: „Sozialprojekt Work & Box Company“. Box ist kein Kasten, sondern Boxen und damit gehört der Text links zum Aufmacherbild. Besser: Text ins Foto stellen, damit der Zusammenhang sofort klar wird. Mehr Boxen zeigen oder z. B. Boxhandschuhe.

(5) – Anrissleiste: Der Hintergrund der Anrisse ist orange. Die Schrift steht in verschiedenen Farben darauf. Keiner dieser Versuche ist gut lesbar.

(6) + – Inserat-Hinweis: Der Hinweis steht unten im Bild. Besser: außerhalb des Bildes in einer Farbfläche platzieren. Die ganze Seite kostet 2.000 Euro. Das ist ziemlich preiswert.

Innenseite

(1) + Überschrift: Sie ist kurz, prägnant, plakativ. Als Schrift wird die Meta benutzt. Diese Schrift war zuletzt in den neunziger Jahren total „in“.

(2) + Vorspann plus Bild: Die Erläuterung des Themas steht unter der Überschrift und ist mit einem Bild kombiniert. Eine unkonventionelle Lösung, die aber funktioniert.

(3) – Bildtext: Er fehlt unter diesem Bild. Wer demonstriert da, wo ist die Demonstration, wann war das? Fragen über Fragen, die hier nicht beantwortet werden.

(4) – Grundschrift: Hier wird eine „Renaissance-Antiqua“, also eine typische Buchschrift, im Zeitungsdruck eingesetzt. Das ist nicht zu empfehlen, weil Zeitungspapier kontrastärmer ist als Papier für Bücher. Hinzu kommt noch, dass die Schrift sehr klein ist. Fazit: „fiftyfifty“ ist für einen persönlichen Sehtest bestens geeignet. Wer das lesen kann, hat gute Augen.

(5) + – Spaltenbreite: 95 mm ist die Spaltenbreite auf dieser Doppelseite . So eine Breite ist bei Büchern üblich, aber es gibt zumindest Magazine wie „BrandEins“ oder „Stadtansichten“, die mit dieser Spaltenbreite arbeiten. Man kann in Ruhe lesen. Das Layout wirkt nicht hektisch, sondern entspannt.

(6) – Zitate: Es sind Statements von Obdachlosen, die hier in den Text gemischt werden. Die Zitate haben leider keinen konkreten Bezug zu den einzelnen Absätzen des Textes.

Eindruck

„fiftyfifty“ nennt sich im Untertitel „Das Straßenmagazin“. Die Zeitung wird von Obdachlosen, Asylbewerbern oder Langzeitarbeitslosen auf der Straße angeboten. Die Hälfte des Erlöses geht an den Verkäufer. Die Zeitung erscheint in Bonn, Düsseldorf, Duisburg, Essen und Mönchengladbach und hat eine Auflage von 60.000 Exemplaren. Im Impressum werden verschiedene karitative Organisationen als Herausgeber genannt. Bei Wikipedia findet man unter dem Begriff „Straßenzeitung“ eine ganze Reihe von ähnlichen Projekten.

Erschienen in Ausgabe 09/2009 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 55 bis 55. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.