Politischer Journalismus

Die dänische Zeitung „Jyllands-Posten“ ist international bekannt und berüchtigt, seit sie vor vier Jahren die sogenannten Mohammed-Karikaturen veröffentlichte und Muslime in Aufruhr brachte. Das Blatt verteidigte sich damals wie heute damit, die Meinungsfreiheit verteidigt zu haben.

Wenn es um dem Blatt näher stehende Kreise geht, zählt bei „Jyllands-Posten“ die Meinungsfreiheit allerdings weniger. Das zumindest legt ein Bericht des Dänischen Journalistenverbundes nahe. Einer der Wortführer der integrierten Muslime in der Karikaturenkrise in Dänemark war Naser Khader. Nach zweifachem Parteiwechsel ist er mittlerweile Parlamentsabgeordneter und integrationspolitischer Sprecher der an der Regierung beteiligten Konservativen. Als solcher hat er sich im Gespräch mit „Jyllands-Posten“ dafür ausgesprochen, Burkas aus der Öffentlichkeit zu verbannen. Der Vorschlag löste eine heftige Debatte in Dänemark aus. Laut Journalistenverbund war Khader aber noch viel weiter gegangen. Nicht einmal im eigenen Garten solle man eine Burka tragen dürfen, die muslimische Ganzkörperverschleierung „ist in Dänemark nicht zu Hause“, so Khader zu „Jyllands-Posten“. Das stand auch in dem Artikel, den die zwei Journalisten schrieben. Nicht aber in der endgültigen Druckfassung. Der zuständige Redakteur rief nämlich, so der Journalistenverbund, noch mal bei Khader an, um ihm die Chance zu geben, seine sehr weit gehende Forderung zurückzuziehen. Das tat er dann auch. Manche Journalisten wollen Politiker wohl vor sich selber schützen.

www.journalisten.dk/jp-hjalp-naser-khader-i-burka-sag

Erschienen in Ausgabe 10+11/2009 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 19 bis 19 Autor/en: Clemens Bomsdorf, Kopenhagen. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.