Top und Flop des Monats

IN: Klartext reden!

Journalismus bedeutet Kommunikation. Mit dem Vermitteln von Inhalten verdienen wir unser Geld. Ob es sich dabei gerade um das Verfassen von Gesundheitsratgebern, den spitzen Kommentar zur Innenpolitik oder den Bericht über das letzte Schützenfest handelt, ist dabei zunächst zweitrangig, kommuniziert wird immer. Damit kennen wir uns also aus.

Doch was uns beim Jonglieren mit Worten für die neue Reportage so spielend leicht von der Hand geht, läuft auf anderer Ebene häufig schief. Im redaktionellen Alltag, zum Beispiel: Warum den Praktikanten nicht beim nächsten Gespräch höflich auf seine chronisch auftauchenden Fehler aufmerksam machen, anstatt beim Redigieren vor sich hin zu meckern? Warum nicht versuchsweise klare Absprachen mit den Kollegen aus den anderen Ressorts treffen, bevor ein Thema wieder doppelt oder gar nicht bearbeitet wird? Und: Warum nicht die neue Kollegin fragen, ob sie mit in die Kantine kommt? Mit Kommunikation kennen wir uns doch aus, oder nicht?

OUT: Krisenstimmung

Die schreibende Zunft ist schnell dabei, wenn es um griffige Wortneuschöpfungen geht. Mal sind sie recht geistreich, mal weniger. Ob sinnig oder nicht: Krisenwörter sind in den letzten Monaten groß im Kommen. Was ist überhaupt eine Krise? Hermann Kahn, US-amerikanischer Stratege, war der Meinung, dass eine dringende Notwendigkeit von Handlungsentscheidungen, ein Gefühl der Bedrohung, ein Anstieg an Unsicherheit und Zeitdruck wichtige Charakteristika einer Krise seien. Außerdem brauche es das Gefühl, das Ergebnis sei von prägendem Einfluss auf die Zukunft. Ob das passt? Finanz- und Wirtschaftskrise: ohne Zweifel. Opelkrise: Kann man wohl ohne Weiteres gelten lassen. Doch ist es tatsächlich von prägendem Einfluss auf die Zukunft, wenn der FC Bayern unter Klinsmann ein paar Spiele verliert? Empfinde ich ein Gefühl der Bedrohung, wenn verschiedene Rennställe die Formel 1 zu verlassen gedenken? Immer langsam mit den Pferdestärken, möchte man da sagen. Wie titelt das Magazin „Der Spiegel“ in seiner aktuellen Ausgabe noch so passend: Klüger sei die Welt durch die Krise nämlich auch nicht geworden.

Text: Sarah-Lena Gombert (24) ist freie Journalistin, Studentin der Universität Bonn und Mitglied beim Netzwerk „jungejournalisten.de“

Erschienen in Ausgabe 10+11/2009 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 8 bis 9. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.