Wenn es nach den schlauen Köpfen der School of Journalism an der Columbia University geht, dann sieht so die Zukunft der amerikanischen Medienbranche aus: Hyper-lokale Nachrichtenseiten im Internet mit einem kleinem professionellen Team, das rasch auf lokale Ereignisse reagiert und dabei auch auf die Arbeit von Freiwilligen zurückgreift, wie es in der jüngst publizierten Studie The Reconstruction of American Journalism heißt. Auf den Druck einer Zeitung oder eines Magazins wird aus Kostengründen verzichtet. Bestes Beispiel für diese neue Form des Gratis-Journalismus: Die Voice of San Diego, die sich als unabhängige Stimme für die drei Millionen Bewohner der kalifornischen Metropole bezeichnet. Dabei handelt es sich nicht bloss um eine Ankündigung. Anstelle der üblichen Mischung aus Wetter, Verkehr, Sport und Verbrechen bietet die Seite hintergründige Lokalgeschichten über einen Korruptionsskandal, den lokalen Immobilienmarkt oder den grassierenden Missbrauch von verschreibungspflichtigen Medikamenten. Dafür stehen der gemeinnützigen Stiftung, die 15 Angestellte zählt, ein Jahresbudget von gut einer Million Dollar zur Verfügung, wie Chefredaktor Andrew Donohue sagt. Der Erfolg der Seite ist fünf Jahre nach der Gründung zwar bescheiden: rund 100.000 Zugriffe verzeichnet die Stimme San Diegos pro Monat, sagt Donohue. Das Credo seiner Nachrichtenseite sei es aber nicht, eine möglichst hohe Zugriffszahl zu generieren. Er messe den Erfolg an den Auswirkungen, die seine Geschichten in seiner Heimatstadt hätten.
www.voiceofsandiego.org
Erschienen in Ausgabe 12/2009 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 38 bis 38 Autor/en: Renzo Ruf, Washington. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.