Hyperlokales in den USA

Während der Lokaljournalismus in Deutschland noch weitgehend in Verlagshand ist, überziehen in den USA vor allem in den Großstädten Blogs und Bloggernetzwerke schon ganze Ballungsräume. ”Dort sind viele kleine Medien mit weniger hohen Gewinnerwartungen entstanden, die kleinräumige Zielgruppen gut bedienen“, weiß Medienberaterin Katja Riefler. Allein in Seattle konkurrieren zwölf Stadtteilportale und -blogs mit der „Seattle Times“ um die Aufmerksamkeit der Nutzer – was die Zeitung im August 2009 dazu bewog, mit den sublokalen und teilweise preisgekrönten Wettbewerbern zu kooperieren. Das Kooperationsprojekt wird (gemeinsam mit vier weiteren in anderen US-Metropolen) von der Knight Foundation unterstützt. Die Stiftung erforscht anhand vieler Projekte, welche Journalismusmodelle im Post-Print-Zeitalter am erfolgversprechendsten sind.

Auch das Datenbank-basierte hyperlokale Projekt Everyblock, das Anfang 2008 in Chicago startete und mittlerweile in 15 US-Städten zur Verfügung steht, wurde in den ersten zwei Jahren mit 1,1 Millionen von der Knight Stiftung gefördert, inzwischen aber für einen mehrfachen Betrag an MSNBC verkauft. Andere hyperlokale Modelle werden direkt von Verlagen unterstützt. So sponsert die ”Chicago Tribune“ die Platform Triblocal, die sechs Landkreise im Großraum Chicago mit nutzergenerierter sublokaler Berichterstattung bedient. Eine Auswahl von Texten wird wöchentlich gedruckt.

US-Regionalverlage tun gut daran, den Wünschen ihrer Werbekunden nach passgenauen Werbemöglichkeiten entgegenzukommen. Laut dem US-Marktforschungsunternehmen Borrell Associates werden die lokalen Online-Werbeausgaben im nächsten Jahr um fünf Prozent auf knapp 15 Milliarden Dollar steigen. Doch inzwischen rollen auch Bürgermedien und weitere verlagsfremde Angebote den (sub)lokalen Anzeigenmarkt von unten auf. Justin Carder, Gründer des Stadtteilblogs CapitolHillSeattle.com und der hyperlokalen Publishing-Lösung Neighborlogs entwickelt ein automatisiertes Anzeigenbuchungssystem – mit dem aussprechenden Namen „instiads“. Und seit Anfang Oktober unterstützt auch Google mit seinem vereinfachten Anzeigensystem „Listing Ads“ Werbung von kleinen Geschäften und Unternehmen auf sublokalen Websites. ula

Erschienen in Ausgabe 12/2009 in der Rubrik „Special“ auf Seite 27 bis 28. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.