Lange Texte im kleinen Format

Titelseite

(1) + Zeitungskopf: Der Zeitungskopf ist jetzt weiß auf orange. Man hat damit eine Anpassung an die Internet-Anmutung vollzogen und signalisiert, dass man einen neuen Kurs einschlägt.

(2) – Anrisse oben: Es sind zwei Anrisse, die auf das Internet-Angebot verweisen. Die Darstellung auf schwarzem Grund ist nicht gut lesbar. Es geht wohl eher darum, dem Orange einen starken Kontrast hinzuzufügen.

(3) + – Anrisse rechts: Die Leiste rechts wirkt eher wie aus einem Online-Angebot. Man schafft dadurch eine moderne Anmutung, wobei die Schrift für Überschriften hier zu fett ist. Der Anriss unten mit dem Reifen wirkt wie eine Anzeige.

(4) + Aufmacher: Er ist durch die Schriftgröße klar herausgestellt. Statt des Vorspanns gibt es eine mehrzeilige Unterzeile.

(5) + – Abbildungen: Links im Aufmacher ist das Logo von Gazprom, rechts sind zwei kleine Infografiken, die sehr sachlich, schmucklos gestaltet sind.

(6) – Grundschrift: Sie ist deutlich kleiner als früher und dürfte eine der kleinsten Grundschriften Europas sein. Aber die Business-Leser haben ja sicher ein scharfes Auge. Freude für Journalisten: man kann trotz kleinem Format lange Texte schreiben.

(7) + Kommentar: Er ist gut platziert unten auf der Titelseite und wird gekennzeichnet durch das Wort „Kommentar“, die kursive Überschrift, den Flattersatz und das Autorenfoto.

Innenseite

(1) + Seitentitel: Bei dieser regulären Innenseite ist er sehr groß und enthält sehr viel Weißfläche. Wirkt großzügig.

(2) + Kombination Bild – Infografik: Die Kombination ist sehr gut, weil sie neben dem Foto auch noch viel Sachinformation über den Misserfolg der SPD bundesweit enthält.

(3) + Aufmacher: Bei den meisten Seiten wird er über die Doppelseite geführt. Die Klammerung ist unverzichtbar, damit die Zeitung nicht ständig auseianderrutscht. Die Bindung ist z. B. in Skandinavien selbstverständlich.

(4) + Überschriften-Typen: Für den Aufmacher wird eine Schrift mit Serifen benutzt, für alle anderen Artikel eine relativ fette Serifenlose. Die eine wirkt seriös, die andere modern. Insgesamt ein kontrastreiches typografisches Programm.

(5) + Meldungen: Sie stehen nicht mehr links oder rechts außen auf der Seite, wie bei den meisten anderen Zeitungen, sondern nebeneinander am Fuß. Dadurch werden sie in ihrer Bedeutung reduziert. Wichtiger soll der Aufmacher mit dem Hintergrund zum Thema erscheinen.

(6) + – Online-Verknüpfung: Sie erfolgt durch die kleinen schwarzen Flächen am Ende der Artikel. Davor steht als Kennzeichnung das „H“ von Handelsblatt auf orangefarbigem Grund. Die Kennung ist deutlich, aber nicht gut lesbar. Das „H“ ist weder Handelsblatt noch Internet. … Aber innovativ ist es schon.

Eindruck

Das „Handelsblatt“ hat seit Längerem mit der Wirtschaftskrise zu kämpfen: Die verkaufte Auflage beträgt 135.153 Exemplare (IVW 3/2009). Das sind 6,5 Prozent weniger als im Vorjahres-Zeitraum. Die Umstellung auf Tabloid (3. November) soll die Situation der Zeitung insgesamt verbessern. Mit dem Stichwort „Business-Format“ wird kräftig die Werbetrommel gerührt. Die Zeitung wirkt jetzt eher textlastig, die Grundschrift ist deutlich kleiner als früher. Die Gesamtanmutung ist seriös und trotzdem zeitgemäß.

Erschienen in Ausgabe 12/2009 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 59 bis 59. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.