Trend zu Revolutionsreklame!

Es war der zweite Tag nach dem historischen Wahlsieg von Japans neuem starken Mann Yukio Hatoyama. Das war natürlich Thema Nummer eins in allen nationalen Tageszeitungen. Analysen, Porträts, Interviews – es schien keine anderen Nachrichten zu geben an diesem 1. September. Allerdings, da waren noch diese auffälligen Anzeigen, die in den englischsprachigen Blättern wie dem „Daily Yomiuri“ im Dutzend erschienen. Japanische Unternehmen wie Mitsubishi und Takshei gratulierten in höflich gesetzten Worten Usbekistan zum 18. Unabhängigkeitstag von der ehemaligen Sowjetunion. Eingebettet waren die Annoncen in Texte von „Experten“, die an dem von Islam Karimov nach Belieben gelenkten Diktatur nichts Schlimmes finden mochten. Einige Seiten weiter fette Floskeln von im Ölgeschäft tätigen Firmen wie JAPEX zum 40. Revolutionstag Lybiens. Ein wahrer Freudentag fürwahr, wird das Land seit 1969 doch von dem ebenso unkalkulierbaren wie selbstherrlichen Muammar al-Gaddafi geknechtet. Merke: In der japanischen Geschäftswelt darf man sich offen zu fragwürdigen Handelsbeziehungen bekennen. Political correctness hin, Menschenrechte her. Hauptsache, die ortsansässigen Botschaften und Wirtschaftsvertretungen sehen in den für Ausländern gedruckten Blättern (in den japanischsprachigen Zeitungen finden sich solche Anzeigen nicht), was für ein angenehmer und aufmerksamer Businesspartner die Firma xyz doch ist. Und die Zeitungen freuen sich ob des guten Anzeigenvolumens.

www.jomiuri.co.jp/dy

Erschienen in Ausgabe 12/2009 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 39 bis 39 Autor/en: Hilja Müller, Tokio. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.