Wie sehen Sie denn aus, Herr Leif?

Unser prominentes Foto-Opfer Nr. 12 (nach Dietmar Pieper, Peter Kloeppel, Peter-Matthias Gaede, Martin Sonneborn, Nikolaus Förster, Moritz Döbler, Annette Dittert, Christoph Keese, Christoph Lütgert, Wulf Schmiese und Anja Reschke) ist Thomas Leif: Seine Leidenschaft für Journalismus begann schon als Schüler. Während des Studiums arbeitete er frei für Zeitungen und den Saarländischen Rundfunk, seit 1997 als Chefreporter des SWR in Mainz. Der Mitgründer der Journalistenorganisation „netzwerk recherche e.V.“ schrieb zahlreiche Bücher zum Thema Lobbyismus und Demokratie-Entwicklung, moderiert seit 2009 die nach ihm benannte Talkshow „2+Leif” und lehrt Politik an der Universität Koblenz.

Leifs Fotokommentar:

„Auf dem Foto bin ich bei einem meiner ersten Fernsehinterviews zu sehen. Ich war damals in der ‚jungen Presse‘ aktiv und wurde für den SWR zum Thema Zensur von Schülerzeitungen befragt. Schon mit 14 Jahren entdeckte ich auf einem Zeitungsworkshop bei den Pfadfindern meine Lust am Journalismus und arbeitete seitdem für unsere Schülerzeitung ‚Rückwärts‘. Doch mein Gymnasium gehörte zu einer erzkonservativen Kleinstadt in der Vulkaneifel: knapp 7.000 Einwohner und davon wählten 60% die CDU. Von echter Pressefreiheit war unsere Arbeit damals weit entfernt: Sobald wir einen kritischen Artikel über die Willkür von Lehrern oder der Schule verfassten, versuchte das Direktorium unsere Berichte zu unterbinden – entweder kassierten wir ein Vertriebsverbot für das Schulgelände oder man versuchte schon im Vorfeld unsere Artikel zu schwärzen. Unsere Schule bildete mit diesem rigiden Vorgehen keine Ausnahme. Nach meiner Schulzeit engagierte ich mich im Landesvorstand der ‚jungen Presse‘ weiter für die Pressefreiheit an Schulen. Über das Interview beim SWR erreichten wir erstmals eine große Öffentlichkeit – das Fernsehen wurde ja noch mehr beachtet als heute – wir erhielten viel Zuspruch, bundesweite Presseberichte und es gab sogar Anfragen im Landtag zu dem Thema. Später wurden Schülerzeitungen tatsächlich unter das Presserecht und die im Grundgesetz garantierte Pressefreiheit gehoben, eine Zensur der Zeitungen verboten. Von damals hängen geblieben ist bei mir das Gefühl, dass man ernstgenommen werden und man mit Engagement wirklich etwas bewegen kann.“

Erschienen in Ausgabe 07+08/2010 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 9 bis 9. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.