Meinungsforscher nimmt es sportlich

Washington. Eigentlich hätte sich Scott Rasmussen schon lange zur Ruhe setzen können. Zusammen mit seinem Vater hatte der nassforsche Jüngling im Jahr 1979 für 9.000 Dollar den amerikanischen Sportsender ESPN (Entertainment Sports Programming Network) gegründet; fünf Jahre später verkaufte er seinen Aktienanteil an eine Ölfirma – ein Millionengeschäft, da ESPN mit seinem Programm eine höchst lukrative Lücke geschlossen hatte. Doch Rasmussen setzte sich nicht zur Ruhe. Stattdessen versuchte sich der Historiker als Meinungsforscher. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten startete er in der vergangenen Dekade durch: Auch im Wahljahr 2010, in dem in den USA der Kongress erneuert wird, ist deshalb an den Produkten aus dem Hause Rasmussen kein Vorbeikommen. Der tiefreligiöse Meinungsforscher ist bei den Nachrichtensendern Fox News, MSNBC und CNN ein gern gesehener Gast. Allerdings sind die Umfragen des mittlerweile 54-Jährigen bei Traditionalisten höchst umstritten: Denn Rasmussen setzt auf automatisierte Umfragen per Telefon, in denen er den Mensch durch einen Computer ersetzt hat. Der Vorteil an diesem Vorgehen: Es ist viel billiger und ermöglicht häufigere Aktualisierungen. Kritiker aber allerdings finden, dass Rasmussens Resultate verzerrt seien, meist zugunsten von konservativen Kandidaten. Der Angegriffene weist diesen Vorwurf zurück: „Ich bin bloß ein Schiedsrichter“, sagt er.

www.rasmussenreports.com

Erschienen in Ausgabe 10+11/2010 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 14 bis 14. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.