Verantwortungsvoller Journalismus

Leipzig. Vielleicht war es der wichtigste Beitrag auf diesem „1. Leipziger Medienkongress“. Der afghanische Journalist Yaqub Ibrahimi schloss seinen Dank für den „Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien“ mit einer Anmerkung zu Mit-Preisträger Kurt Westergaard ab. Dass die Medienstiftung der „Leipziger Stadtsparkasse“ auch dem Urheber der „Mohammed-Karikatur“ einen Preis verliehen habe, müsse er respektieren. Aber er wolle klar seine persönliche Distanz zu dieser Karikatur bekunden – weil er auch als Journalist diese Art von Provokation ablehne. Dass er mit dieser Haltung auch missverstanden werden kann, war dem jungen Afghanen wohl bewusst. „Ich kämpfe ja gerade in meinem Land für mehr Meinungsfreiheit, das heißt auch für die Freiheit Andersdenkender, ihre Meinung zum Ausdruck bringen zu können.“ Aber für diesen Kampf müsse man nicht nur mutig sein. Dazu gehöre auch ein Gefühl von sensibler Verantwortung gegenüber dem, was man als Journalist oder eben als Karikaturist produziert. Genau diese Verantwortung vermisse er oft im Umgang „westlicher“ Medienproduzenten mit anderen, ihnen fremden Kulturen und Traditionen. Westergaards Karikaktur sei ausschließlich als Provokation gedacht und würde jeden Dialog auch mit „aufgeklärten Muslimen“ verhindern. Über diese Verantwortung wird bei zukünftigen Kongressen zur Medien- und Pressefreiheit in aller Welt intensiver zu diskutieren sein.

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Mehr Infos zu der Preisverleihung sowie zu „Journalisten helfen Journalisten“ siehe Rubrik „Hilfe“ www.mediummagazin.de

Erschienen in Ausgabe 10+11/2010 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 6 bis 7 Autor/en: Carl-Wilhelm Macke, JHJ. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.