Harter Verteilungskampf um TV-Publikum

Washington. Den großen amerikanischen Fernsehsendern laufen die Zuschauer davon. Die kürzlich ausgetragene Finalrunde um die nationale Baseball-Meisterschaft, etwas großspurig World Series genannt, vermochte höchstens 14 Millionen Zuschauer an die Glotze zu fesseln – und das in einem Land, das mehr als 310 Millionen Einwohner zählt. Zahlreiche Beobachter prognostizieren der Branche deshalb einen hässlichen Verteilungskampf um die verbleibenden Zuschauer, der durch die digitale Revolution noch verschärft werde. Jüngstes Indiz dafür: Im Herbst gerieten sich im Ballungsraum New York der Sender Fox und der Kabelversorger Cablevision in die Haare. Auslöser waren Meinungsverschiedenheiten um die Höhe der Abgaben, die Fox-Besitzer News Corporation an Cablevision überweisen muss, damit dieser den TV-Sender übermittelt. Die drei Millionen Kunden, die vom Blackout betroffen waren, zeigten sich zwar anfänglich empört über die Strafaktion – dann wichen sie aber in Massen aufs Internet aus, wo sie sich auf den Webseiten von Diensten wie Hulu gratis ihre Lieblingsserien anschauten. Auswirkungen könnte diese Kontroverse nun auf die geplante Mega-Fusion zwischen der Produktionsfirma NBC Universal und dem Kabelgigant Comcast (23,5 Millionen Kunden) haben. Beobachter sagen, die Gefahr bestehe, dass Comcast-NBC der Konkurrenz beliebte Programme vorenthalten könnte. Es wird deshalb erwartet, dass die staatliche Regulierungsbehörde Federal Communication Commission (FCC) unter dem Vorsitz von Julius Genachowski den Zusammenschluss nur mit strengen Auflagen genehmigen wird – ein Schritt, der zu weiteren Sparmaßnahmen bei den NBC-Sendern führen würde, wie die Verfechter der Megafusion sagen.

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Erschienen in Ausgabe 12/2010 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 20 bis 20. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.