Hotels in der Transparenzgesellschaft

Wer heute ein Hotel bucht, informiert sich in der Regel online über Konditionen und Ruf desselben. Anschließend erfolgt direkt die Buchung im Internet. Ein kurzer Blick ins Netz reicht und es öffnen sich einem unzählige Hoteltüren. Braucht der Hotelier heutzutage überhaupt noch Printanzeigen oder strategische Partner wie Reisebüros? „Nein“, meint Marco Nussbaum von Prizeotel Bremen-City und setzt lieber voll und ganz auf das Social Web.

Das Design-Hotel Prizeotel verzichtet auf klassische Vertriebspartner. Die Besucher können ihren Aufenthalt direkt auf der Website oder über Facebook buchen. Dadurch entsteht für die Hotelgäste ein Preisvorteil, weil die Transaktionsgebühren entfallen. Für das Bremer Hotel ist Social Media zentral in der Marketing- und Kommunikationsstrategie.

Die Bremer konzentrieren alle Aktionen übersichtlich in einem Social Media Newsroom, sodass jeder auf einem Blick alle Twitterbeiträge, Blogartikel und Youtube-Videos erfassen und abonnieren kann. Im „prize-Blog“ gibt es neben allgemeinen News aus der Tourismusbranche und aus dem Alltag des Hotels eine Rubrik „Azubi-Tagebuch“, in der die Auszubildenden ihre Erfahrungen und Eindrücke mit dem Leser teilen.

Das Thema Transparenz ist bereits vor Eröffnung des Hotels großgeschrieben worden. Bereits während der Bauphase führte Geschäftsführer Marco Nussbaum regelmäßig via Youtube über die Baustelle und dokumentierte die Fortschritte. So schaffte es Prizeotel in diesem frühen Stadium, die (zukünftigen) Kunden emotional an das Haus zu binden.

Die wichtigste Plattform des Hotels bleibt dennoch die Homepage, meint Nussbaum. Sie ist weiterhin Kundenlieferant Nummer eins. Doch es sei nur eine Frage der Zeit, bis das Unternehmen auch in Twitter oder Facebook weiter wachsen werde.

„Stationäre klassische Werbung ist uns ein Graus. Wir ernähren uns ausschließlich von Online-Marketing und da speziell von Social Media“, schreibt Marco Nussbaum, Geschäftsführer vom Prizeotel Bremen in seiner „Message from the CEO“ auf dem hauseigenen Blog. Mit dieser Strategie sei das Hotel bisher gut gefahren und werde sie deshalb auch weiterführen. Auf große Printkampagnen hätten sie weder Lust, noch das Budget dafür. Nussbaum ist nicht dem Irrglauben verfallen, dass Social Media kostenlos wäre und von alleine liefe. Anfangs kümmerte er sich noch selbst um alle Aktivitäten, inzwischen gibt es einen Online Reputation Manager, der den ganzen Tag die Hotelbewertungen beantwortet, und einen Social Media Editor. „Das macht Sinn, damit der bestehende Content möglichst für alle Kommunikationskanäle genutzt werden kann“, erläutert der Hotelier. Letztendlich werden aber alle Mitarbeiter in die Social-Media-Aktivitäten des Unternehmens eingebunden, sämtliche Teammitglieder bloggen, twittern und facebooken und tragen auf diese Weise zur Online-Reputation bei.

Doch für ein Budget-Hotel zählt vor allem der „Return of Investment“ (ROI): „Unser Bekanntheitsgrad ist durch Social Media immens gestiegen“, so Nussbaum. Zufrieden stellt Nussbaum fest, dass sich die gute Online-Reputation auch in den Buchungen seiner Gäste niederschlägt: „70 Prozent aller Buchungen generieren wir über das Internet.“

Angst vor Hotelbewertungsplattformen hat Nussbaum nicht. Das Prizeotel geht innerhalb von 24 Stunden auf die Bewertungen ein und präsentiert sie auf der eigenen Website. Dadurch sehen die potenziellen Hotelgäste, die sich nicht mit den Plattformen TripAdvisor, Holidaycheck usw. auskennen, dass das Hotel ihre Kritik ernst nimmt und daraus positive Konsequenzen zieht.

Das Konzept des Bremer Hotels überzeugt und scheint sich am Markt durchsetzen zu können. Nach über einem Jahr gehört Prizeotel nach eigenen Angaben zu den gut ausgebuchten Hotels in Bremen.

Erschienen in Ausgabe 12/2010 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 77 bis 77 Autor/en: Klaus Eck. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.