In seinem Roman „Die Reise zu Lena“ schreibt Alfred Neven DuMont der Hauptperson Albert, dem „alten Mann“, u. a. folgende Gedanken dessen fiktivem Sohn Anton zu:
Seite 12,13: … Sein Sohn setzte sich im Esszimmer auf seinen angestammten Platz und dirigierte lachend die Familie, die drei Jungen zuerst, auf ihre Plätze. Was nahm sich Anton da heraus, den Kopf der Tafel so selbstverständlich für sich zu reklamieren, wo er doch dort als Pater Familias jahrzehntelang der Familie vorstand. Irgendwann einmal hatte er seinem Sohn in einem generösen Anflug von Noblesse den Platz da oben freigegeben, einmal nur, eine freundliche Geste für den Tag gedacht, nichts weiter. Aber Anton, einnehmend wie immer und wenig feinfühlend, saß nun dort Sonntag für Sonntag (…) Sollte er etwas sagen, nein, nicht im Ernst, mehr so beiläufig, eine kleine lustige Pointe vortragen? Nicht für heute, aber um für die Zukunft ein für alle mal einen Riegel vorzuschieben. Aber er kam nicht dazu. Anton spielte sich auf, ganz der Chef, (…) er sprach von „meiner Firma“, als wenn es sich um sein und nur um sein Eigentum handelte, das er groß und stark gemacht habe. Obwohl sein Vater, Vorgänger und langjähriger Chef des Unternehmens, der erst vor einigen Jahren den Platz für ihn geräumt hatte, zwei Sitze neben ihm die Vorspeise zu sich nahm …
Seite 243 (aus dem Brief von Ann, der Mutter): „Ein Wort auch zu unserem Sohn, (…) ich sah mit Unmut, wie er von klein auf in Deinem Schatten stand, ein Schatten, den Du, Du Aufrechter, nie feststellen wolltest. Aber der Schatten auf dem heranwachsenden Sohn kann der dunkelste Schatten von allen Schatten sein. Und du liebtest Glorie von ganzem Herzen, wo bleibt da Platz für anderes?“
Aus: „Die Reise zu Lena“,
Alfred Neven DuMont,
Frankfurter Verlagsgesellschaft 2009
Erschienen in Ausgabe 12/2010 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 9 bis 9. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.