Ute Frieling-Huchzermeyer, „Landlust“-Macherin

Warum sind Sie Journalistin geworden?

Reiner Zufall: weil ich als Frau mit Landwirtschaftsstudium erst mal nur einen Job suchte und das Magazin „top agrar“ eine Volontärsstelle ausgeschrieben hatte.

Wie kamen Sie an Ihren ersten Beitrag?

Ins kalte Wasser geworfen: Nach einer Reportagereise durch die Niederlande, auf der ich einem erfahrenen Redakteur über die Schulter schauen sollte, musste ich die Story über Kartoffelanbau in NL schreiben.

Ihre Vorbilder im Journalismus?

Mein Mentor und Ex-Chef Prof. Dr. Wilhelm Wehland.

Wann ist ein Journalist ein guter Journalist?

Respekt vor dem Leser, Bereitschaft, sich für gute Inhalte zu engagieren. Sich nicht zu schade zu sein, in einfachen Worten und in einer leicht lesbaren Sprache zu schreiben.

Die Herausforderungen für den Journalismus in 140 Zeichen?

Journalismus muss sich in den Dienst des Lesers stellen und nicht der Selbstdarstellung der Journalisten dienen.

Wie wichtig ist Klatsch?

Ich würde mir wünschen, dass wir ohne auskämen.

Mit welchem Ihrer Merkmale würde man Sie am treffendsten karikieren oder parodieren?

Da müssen Sie die Redaktion fragen.

Wo haben es Frauen im Journalismus schwerer?

Frauen haben es prinzipiell nicht schwerer. Sie bringen sogar viele Fähigkeiten für den Journalismus mit.

Ihre Stärken und Schwächen?

Hartnäckigkeit. Das Bestreben, den Dingen auf den Grund zu gehen, und die Lust, bis zum Schluss zu verbessern.

Meine Schwächen: Ungeduld und kein Ende zu finden.

Was macht Sie wütend oder ungeduldig?

Unzuverlässigkeit und endlose Diskussionen über Dinge, die m. E. klar auf der Hand liegen und abgehakt werden können.

Welche sozialen Medien nutzen Sie?

Keine.

Welchem Thema würden Sie ein Buch widmen?

Verarmung und Verrohung der Gesellschaft durch den ungezügelten Medienkonsum der Kinder und Jugendlichen. Ich würde kein Buch darüber schreiben, ich würde es in einer Reportage auf den Punkt bringen.

Mit wem würden Sie gerne mal einen Tag die Rolle tauschen?

Mit unserem Kater Siggi.

Auf welchen Beitrag sind Sie besonders stolz?

Das ist lange her. Eine agrar-soziologische Reportage aus den Neunzigern: „Warum Hofnachfolger das Handtuch werfen.“

Ihr größter Flop?

Flop? – nein. Fehlentscheidungen – ja. Wer Entscheidungen trifft, macht auch Fehler.

Welche Medieninnovation schätzen Sie besonders?

Außer der Geschwindigkeit hat es m. E. keine Innovation gegeben.

Ihre drei Lieblinge unter den Zeitungen, Sendungen und Websites?

Ich bin ein Zeitungsmensch und lese zwischendurch die handlicheren Wochenmagazine.

Ihr liebstes Hobby?

Gärtnern.

Welche berufliche Entscheidung würden Sie rückblickend anders treffen?

Ich würde mir eine Kinderpause nach den Geburten gönnen.

Sind Sie Mitglied einer Partei?

Nein, das politische Geschäft ist mir zu zäh.

Ute Frieling-Huchzermeyer, geboren am 5.5.1958 als Bauerntochter im Landkreis Osnabrück, arbeitet seit ihrem Landwirtschaftsstudium für den Landwirtschaftsverlag Münster-Hiltrup: nach dem Volontariat (‚82-‘84) in verschiedenen Fachressorts bei dem landwirtschaftlichen Fachblatt „top agrar“ u. a. als Ressortleiterin im Ressort Landleben. Ab 2004 nahm sie am verlagsinternen Entwicklungsprojekt „Ländliche Publikumszeitschrift“ teil und wurde im Januar 2006 Gründungs-Chefredakteurin des zweimonatlichen Magazins „Landlust“– der erfolgreichsten Zeitschriften-Neugründung seit Jahrzehnten: 2010 zählt „Landlust“ rund 750.000 Käufer (III/2010 IVW, plus 35 Prozent im Vergleich zu 2009). Sie lebt mit ihrem Mann und drei Kindern (15, 18, 21) auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Ostwestfalen.

Erschienen in Ausgabe 12/2010 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 82 bis 82. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.