Brills Passepartout für paid content

Steven Brill gilt in der US-Medienbranche als Mann mit einer guten Nase für Trends – obwohl sich unter seinen Firmengründungen nebst Erfolgen wie dem Gerichtssender CourtTV auch Pleiten wie die Medien-Illustrierte «Brill’s Content» befinden. Nun löst der 59-Jährige neue Schockwellen aus, weil er einen elektronischen Passepartout für zahlungspflichtige Nachrichtenseiten lancieren will. Das Geschäftsmodell von «Journalism Online», so der Name der Firma, besteche durch seine Einfachheit, sagt Brill. Für 15 bis 20 Dollar pro Monat werde der Kunde ein passwortgeschütztes Konto erhalten, über das er Zugriff zu allen angeschlossenen Nachrichten-Webseiten haben werde. Wem dies zu teuer sei, der könne auch ein Tagespass lösen oder für jeden gelesenen Artikel einzeln bezahlen. Brill verweist Skeptiker auf den Erfolg von Apples Onlineshop iTunes. Er habe drei Kinder, die früher im Internet illegal Musik beschafft hätten, sagt er. Nun täten sie dies nicht mehr, weil Steve Jobs ihnen einen billigen Weg eröffnet habe, der «einfach und ziemlich cool» sei. Die Branchengrößen geben sich aber vorerst bedeckt. Die Namen der Geschäftspartner von Brill sind geheim. Gemäß eigenen Angaben will der Mogul mit 1300 Zeitungen, Magazinen und Blogs Verhandlungen geführt haben – diese hätten eingewilligt, die Zahlungssoftware vorerst zu testen. Bei der Konkurrenz löste diese Ankündigung aber bloß Spott aus: „Ich bin verblüfft, dass Brill glaubt, dass die Menschen bereit sind, für Online-News zu zahlen“, sagte Arianna Huffington – die treibende Kraft hinter dem kostenlosen Portal «Huffington Post».

www.journalismonline.com

Erschienen in Ausgabe 01+02/2010 in der Rubrik „Rubriken & Kolumnen“ auf Seite 43 bis 43 Autor/en: Renzo Ruf, Washington. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.