Gefährliches Pflaster

Die Hölle muss es sein, wenn sich zur staatlichen Willkür eine schicksalhafte Katastrophe gesellt. Die Ehefrau und die sechsjährige Tochter des usbekischen Journalisten Dilmurad Saidow starben am 5. November 2009 in Usbekistan bei einem Autounfall. Der Vater und Ehemann konnte nicht bei der Familie sein, er saß seit Februar 2009 im Gefängnis des zentralasiatischen Staates. Wochenlang wurde dem inhaftierten Journalisten die Nachricht über den Tod der Familie vorenthalten. Erst als der Bruder ihn Anfang Dezember im Gefängnis besuchen durfte, hat Saidow von der Tragödie erfahren, er war schon verzweifelt, warum so lange von seiner Frau keine Nachricht kam.

Usbekistan ist für Journalisten ein gefährliches Pflaster. Unabhängige Berichterstattung und die Zusammenarbeit mit ausländischen Medien ohne staatliche Erlaubnis ist verboten. Wer dies dennoch tut, lebt gefährlich. Meistens hängen die Behörden dem Journalisten eine Straftat an. Dabei sind sie nicht zimperlich. Drogen werden von der usbekischen Polizei unterschoben oder Geldübergaben inszeniert. Auch Dilmurad Saidow wurde nicht wegen seines Berufes, sondern wegen Erpressung zu zwölfeinhalb Jahren verurteilt. Es war kein fairer Prozess. Die usbekische Justiz dient nicht der Wahrheitsfindung, sondern ist ein Instrument der staatlichen Repression. Nach dem Tod appellieren Menschenrechtler an den usbekischen Staat, Saidow, wenn er schon keine Gerechtigkeit erhält, zumindest Gnade zu gewähren und ihn freizulassen. Bisher ohne Erfolg.

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Erschienen in Ausgabe 01+02/2010 in der Rubrik „Rubriken & Kolumnen“ auf Seite 42 bis 42 Autor/en: Marcus Bensmann, Bischkek. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.