Die Agentur-Allianz aus ddp und DAPD bekommt schon deutlich früher einen gemeinsamen Chefredakteur. Cord Dreyer (47) stößt nämlich bereits am 1. April zu den Redaktionsleitern Joachim Widmann (ddp) und Peter M. Gehrig (DAPD, vormals AP-Deutschland). Ursprünglich war der August avisiert.
Mit Widmann und Gehrig, die ihre Posten behalten, soll Dreyer ein neues Chefredakteurs-Triumvirat bilden. Was sich nach einer Stärkung anhört, sorgt bei den insgesamt etwa 300 Mitarbeitern für Unruhe. Das Problem: Dreyer ist derzeit sowohl Chefredakteur als auch Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur dpa-AFX und soll diese Personalunion auch bei ddp und DAPD etablieren. Weil Widmann und Gehrig aber weiterhin lediglich die Redaktionen leiten, befürchten viele ein Machtgefälle im Triumvirat, in dem allein Dreyer auch über Budget-Veränderungen entscheiden könne.
Weil Dreyer seinen Job in der Berliner Reinhardtstraße zeitiger antreten wird als geplant, wartet Agenturinhaber Martin Vorderwülbecke jetzt mit dem angekündigten Konzept auf ihn, das die beiden Dienste aufeinander abstimmen soll, die bis zum Zukauf im Dezember noch hart konkurrierten. Die Eckdaten aber sind bereits durchgesickert: Bei ddp bleibt vieles wie es ist. Er soll die Basisberichterstattung aus Deutschland liefern.
Änderungen stehen insbesondere beim DAPD an. Vorderwülbecke teilt die Ex-AP-Mitarbeiter gerade in zwei neue Gesellschaften auf. Eine GmbH soll die Auslandsredaktion umfassen, die sich vor allem beim internationalen Material der Associated Press bedienen wird, das Vorderwülbecke und sein Geschäftspartner Peter Löw für 15 Jahre lizensiert haben. Die zweite mit dem Namen DAPD Korrespondenz und Recherche soll die Inlands- wie die Auslandsberichterstattung der neuen Allianz erweitern und dafür zu den beiden anderen Modulen Analysen, Features und Interviews beisteuern. Die gewohnte AP-Inlandsversorgung fällt diesem Konzept nach komplett weg.
In einem Rundschreiben an seine Mitarbeiter stellte Vorderwülbecke in Aussicht, die Kunden erwarte im Inland wie im Ausland eine breitere und vertiefte Berichterstattung in allen Ressorts, darunter mehr Hintergründe, mehr Analysen und deutlich mehr exklusive Geschichten. Sie hätten die Chance, einen schlagkräftigen und wettbewerbsfähigen Nachrichtenanbieter von Weltniveau zu formen. Den ddp-Mitarbeitern, die seit der Insolvenz von 2004 deutlich unter Tarif arbeiten, kündigte er eine Gehalts-Steigerung von 1,5 Prozent an. Außerdem bekämen sie Prämien von einmalig bis zu 500 Euro brutto, je nach Betriebszugehörigkeit.
Die Stellen, die beim ddp lange nicht besetzt wurden (mm 12/09), stünden zudem per sofort wieder zur Verfügung. DAPD könne zudem wieder deutsche Reporter in London und Brüssel anstellen, um die AP-Weltmeldungen zu ergänzen. Ihm liefen zuletzt mehr als ein Dutzend Mitarbeiter freiwillig weg, knapp die Hälfte davon zum Konkurrenten dpa. Gekündigt haben auch Peter Zschunke und Froben Homburger, beide sind bisher Stellvertreter des DAPD-Chefs Gehrig. Sie profitieren von der Personalie Dreyer, weil hinter den Kulissen trotz aller Feindschaften zwischen dpa und ddp/DAPD ein Deal ablief: Weil Dreyer früher gehen durfte, dürfen Zschunke und Homburger früher kommen am 1. Juli, wenn dpa-Chefredakteur Wolfang Büchner seine neue Zentralredaktion in Berlin in Betrieb nehmen will. Daniel Bouhs
Erschienen in Ausgabe 03/2010 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 8 bis 8. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.