Helden der Pressefreiheit (2): Dusan Miljus

Eine handschriftliche Morddrohung auf einer Postkarte. Dann die eigene Todesanzeige in der Zeitung. Und irgendwann ein dumpfer Schlag auf den Kopf, vor seiner Haustür, am Tage. Acht Wochen Gips, sechs Monate arbeitsunfähig. Dusan Miljus erinnert sich ungern an diese Ereignisse, die sein Leben von Grund auf verändert haben. Erinnern muss er sich jedoch täglich aufs Neue: spätestens dann, wenn ihn seine beiden Leibwächter jeden Morgen zu Hause abholen, um ihn in die Redaktion der Tageszeitung „Jutarnji list“ zu begleiten.

Miljus lebt in der kroatischen Hauptstadt Zagreb, er gilt als einer der bekanntesten Journalisten im Land, die investigativ recherchieren und die Korruption offen beim Namen nennen, seien es die örtliche Baumafia, der Zigaretten-Schmuggel oder Bestechung in der Regierungsriege. Schon seit 23 Jahren hält Miljus an seiner Arbeit fest, die er als eine Mission sieht. Denn die kroatische Gesellschaft habe das Recht, die Wahrheit über Korruption und das organisierte Verbrechen im Land zu erfahren, sagt der 48-Jährige.

Seit Miljus verprügelt wurde, sind mehr als anderthalb Jahre vergangen. 560 Tage, an denen zwei Bodyguards zu seinen ständigen Begleitern geworden sind, sei es auf einer Pressekonferenz oder beim Kaffee mit Freunden. Miljus zählt jeden Tag. Doch einfach aufhören und über ganz andere Themen schreiben, darüber habe er noch nicht nachgedacht. „Noch nie“, sagt er entschlossen.

In Kroatien sei es oft der Fall, dass die Medien eine Korruptionsaffäre aufdeckten und erst danach das Ermittlungsverfahren eingeleitet werde. „Eigentlich sollte es doch umgekehrt sein“, sagt Miljus. Gerade habe ihn die Polizei wieder angerufen, sie habe eine Spur von den Tätern, die ihm die Knochenbrüche damals zugefügt hätten. Doch vielmehr sei es noch nicht, denn die Polizei tappt nach wie vor im Dunkeln.

Miljus hat indes neue Kraft geschöpft – als er vor kurzem gemeinsam mit seinen Kollegen Roberto Saviano und Ahmet Altan mit dem Leipziger Medienpreis 2009 ausgezeichnet worden ist und ein Preisgeld von 10.000 Euro erhielt. Das Interesse im Ausland überrasche ihn positiv und gebe ihm die Kraft, weiterzumachen, sagt Miljus

Info: Die Kolumne „Helden der Pressefreiheit“ entsteht in Zusammenarbeit mit dem Journalisten-Netzwerk n-ost.

Erschienen in Ausgabe 03/2010 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 12 bis 12 Autor/en: Veronika Wengert. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.