Kenias Kopenhagener Erklärung

Erinnern Sie sich noch an den Kopenhagen-Klimagipfel? Ich wurde heute früh an ihn erinnert, als eine Pressemitteilung der kenianischen Regierung in meiner Mailbox landete: Reaktion des zuständigen Ministers. Schade, Ende Dezember hätte ich die brauchen können. Da gab es eine gelangweilte Anfrage der Redaktion aus Berlin: „Wir brauchen eine Stimme der kenianischen Regierung zum Ende des Klimagipfels.“ In Berlin ist das ein Routinejob: gut besetzte Pressestellen warten nur darauf, nach der Meinung ihres Chefs gefragt zu werden, wenn sie nicht ohnehin schon ein griffiges Zitat als Pressemeldung verschickt haben.

Hier fuhr ich zunächst eine Stunde zum Ministerium, weil dessen Telefonnetz wieder einmal ausgefallen ist. Dann wartete ich auf einem kafkaesk anmutenden Gang. Journalisten zählen in Kenia zur Kaste der Bittsteller, also müssen sie warten. Nach einer Stunde tauchte ein Sprecher auf, der nichts sagen konnte. Es scheint, dass die wichtigste Aufgabe eines Ministeriumssprechers in Kenia darin besteht, nichts Falsches zu sagen – da schweigt man am besten. Weil Minister ganz oben in der Nahrungskette stehen, konnte der Sprecher leider auch nicht nachfragen beim Minister. Großes Vorbild: Präsident Kibaki, der sich einen großen Pressestab hält und doch in sieben Amtsjahren erst eine Pressekonferenz gegeben hat. Fragen waren dabei übrigens nicht erlaubt.

Wer wirklich etwas wissen will, der fragt besser Büroboten und Gärtner. Das ist in Deutschland ähnlich, aber weil der Flurfunk in Kenia oft die einzige Infoquelle ist – und Gärtner über gute Ohren verfügen –, haben sie manchmal sensationelle Infos zu bieten. Nur zitieren kann man sie leider nicht.

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Erschienen in Ausgabe 03/2010 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 64 bis 64 Autor/en: Marc Engelhardt, Nairobi. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.