Tschüss „Hallo Ü-Wagen“?

Seit im Januar Überlegungen des WDR öffentlich wurden, die traditionsreiche Radiosendung „Hallo Ü-Wagen“ wegen zu hoher Produktionskosten zum Jahresende einzustellen, formiert sich fortlaufend Protest. Hörer fordern lautstark den Erhalt der „Kultsendung“. Via Twitter werden Unterschriften gesammelt. An den NRW-Landtag ging eine Petition. Der Programmausschuss des WDR-Rundfunkrats wird in seiner Sitzung am 13. April über die Samstagssendung auf WDR 5 beraten.

Zwar haben sich die Rundfunkräte unter Leitung von Ruth Hieronymi bereits mehrheitlich gegen eine Absetzung von „Hallo Ü-Wagen“ ausgesprochen. Doch letztlich entscheidet die Intendanz, ob die Sendung, die Carmen Thomas von 1974 bis 1994 zum Klassiker mit Alleinstellungsmerkmal moderierte, eine Zukunft hat. Keine andere Welle leistet sich ein Mitmachformat, das jede Woche aus einer anderen Fußgängerzone sendet. Experten diskutieren mit Passanten Skurriles wie „Küsschen, Küsschen? Wenn Männer sich begrüßen“ oder Aktuelles wie „Was ist das Ziel? Der deutsche Einsatz in Afghanistan“.

1997 übernahm Julitta Münch die Moderation. Sie hält das „Hallo Ü-Wagen“-Konzept auch nach 36 Sendejahren nicht für überholt. Die dort verhandelten gesellschaftlichen Themen seien „brennender denn je“, Hörer kämen „komplett ungefiltert“ zu Wort, „Hallo Ü-Wagen“ sei nicht zuletzt „ein Stück NRW“. Der WDR, glaubt die Moderatorin, „wäre mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn er sich dieses Formats berauben würde“. An den Übertragungskosten, die „Hallo Ü-Wagen“ im Vergleich zu anderen WDR-5-Sendungen um mehr als das Doppelte verteuern, ließe sich Münch zufolge „drehen“.

Nach WDR-Angaben stagniert die „Hallo Ü-Wagen“-Quote seit 2006 bei 100.000 Hörern. „Zwischen Bekanntheit und tatsächlicher Nutzung klafft eine große Lücke“, sagt Sendersprecher Uwe-Jens Lindner. Der stellvertretenden Intendantin, Eva-Maria Michel, zufolge muss die Kölner Anstalt bis 2012 150 Millionen Euro einsparen; neben „Hallo Ü-Wagen“ würden auch andere Formate intensiv geprüft. An Programm mit Hörerbeteiligung mangelt es WDR 5 indes nicht. Im Gespräch ist, das alle paar Wochen in wechselnden Studios geführte „WDR Stadtgespräch“ zu verstetigen – womöglich als Ersatz für „Hallo Ü-Wagen“.

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Erschienen in Ausgabe 03/2010 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 9 bis 9 Autor/en: Senta Krasser. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.