Gummibären in der Oper

Zum fünften Mal seit Bestehen von „medium magazin“ verändern wir uns – ziemlich gründlich, wie Sie hier sehen können. Nur fünf Jahre sind nach unserem letzten Relaunch 2005 vergangen – warum also jetzt schon wieder? „Ist doch eigentlich gar nicht nötig“, meinte kürzlich ein Leser, als wir darüber diskutierten. Nett gemeint. Aber das sehen wir anders – ganz einfach deswegen: Weil wir schon immer Lust an Veränderungen hatten. Weil wir Neues ausprobieren wollen. Und weil Giovanni di Lorenzo recht hat, wenn er sagt: „Die Gesellschaft hat sich rasant verändert – von den Lesegewohnheiten ganz zu schweigen. Dafür lassen wir uns generell zu wenig einfallen.“ (siehe Titelinterview Seite 20 f.)

Das wollen wir uns nicht zweimal sagen lassen. Wir sind diesmal nach Spanien gegangen, zu Javier Errea. Der international renommierte Designer – ein gelernter Journalist übrigens – lebt in Barcelona, war u.a. an der Entwicklung der neuartigen Tageszeitung „I“ beteiligt und ist Jurymitglied des European Newspaper Award, den wir seit Jahren mit Initiator Norbert Küpper veranstalten. „Unsere erste Aufgabe ist ganz klar das Storytelling, da gibt es keinen Platz für reine Ästhetik. Aber natürlich liebe ich Design und speziell Typografie“, sagt Errea (siehe Seite 62). Das sieht man hier: unser ganzes Schriftbild wird nun von der neuen Type „Leitura“ bestimmt.

Wir haben die Heftstruktur klarer geordnet, in drei Teile: Der erste ist ein kurzteiliger und hoffentlich kurzweiliger Start mit Meldungen aus In- und Ausland sowie bewährten Kolumnen wie die der Weltreporter oder dem „Gerüchte-Check“ von Ulrike Simon.

Im Mittelteil ist der Platz für die „großen“ Geschichten: Aktuelles und Analytisches zu Trends und Themen der Branche. Dort finden Sie künftig auch stets unser „Essay des Monats“ – diesmal von Schriftsteller und Blogger Peter Glaser über die Wandlung der Massenmedien in Medienmassen (Seite 44 f.). Neu ist auch das Portrait als fester Bestandteil – zum Start Ulrich Meyer, dem „Mann fürs Prekäre“ bei Sat.1 gewidmet (Seite 46).

Den dritten Teil im Heft nennen wir nun „Praxis“ für Geschichten und „News to use“ zum journalistischen Alltag mit Neuerungen wie der Kolumne „Recht“ (Folge 1: „Sind Journalisten Stalker?“, Seite 70). Wir wollen künftig aber auch PR-Themen mehr Raum geben: Immer mehr Journalisten arbeiten in diesem Bereich, wie auch die jüngste Studie zeigt (Seite 34). Wir finden es deshalb wichtig, Gemeinsamkeiten und Grenzen der beiden Professionen transparent zu machen. Aus beiden Blickwinkeln. So kommentiert beispielsweise Anton Hunger, langjähriger Pressechef von Porsche, in seiner neuen „Hunger-Kolumne“ Entwicklungen der Branche (Seite 28). Und Klaus Eck, Deutschlands bekanntester PR-Blogger, analysiert künftig in „medium magazin“ Fallbeispiele zum „Online Reputation Management“, das im Zeitalter der Social Media für PR wie Medien immer wichtiger wird (Seite 75).

Unseren traditionellen Fragebogen (Seite 82) haben wir ebenfalls erneuert und das „Kleingedruckte“ nun auf den Seiten des Inhaltsverzeichnisses (Seite 4/5) platziert.

Genug der Vorrede. Nur noch das: „Zeitungsjournalismus muss sein wie Gummibärchen in der Oper: Man scheut das Knistern, aber wird dann doch verlockt und greift in die Tüte“, sagt Giovanni di Lorenzo. Das soll auch für das „medium magazin“ gelten. Wir sind gespannt, wie Ihnen unsere „Tüte“ nun gefällt.

Schreiben Sie mir – Lob & Kritik ist stets willkommen: annette.milz@mediummagazin.de

Annette Milz

Erschienen in Ausgabe 04+05/2010 in der Rubrik „Editorial“ auf Seite 3 bis 4. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.