Der Mann, der es liebt, gehasst zu werden

washington Ein Sympathieträger klingt anders. Andrew Breitbart, Neuankömmling im Kreis der konservativen Medienunternehmer Amerikas, pflegt von sich zu sagen: „Als ich herausgefunden habe, dass ich es mehr schätze, gehasst als geliebt zu werden – da ging es so richtig los.“ Müsste er diesen Moment der Selbsterkenntnis auf der Zeitschiene fixieren, dann würde er wohl auf die Mitte der 1990er Jahre tippen. Damals traf Breitbart, Kind konservativer Eltern, in Los Angeles auf Matt Drudge. Dieser tüftelte an einer Internetseite mit ständig aktualisierten Schlagzeilen herum – dank Breitbarts Fleißarbeit wurde daraus der „Drudge Report“, der die Lewinsky-Affäre publik machte, damit beinahe Präsident Bill Clinton zu Fall brachte und heute weltweit über 25 Millionen Besucher pro Tag zählt. Eine Dekade später löste Breitbart die Kooperation mit seinem Mentor auf. Zuerst half er der griechischen Einwanderin Arianna Huffington beim Aufbau ihrer Webseite, der heute linkslastigen „Huffington Post“, um schließlich unter seinem eigenen Namen ein Nachrichtenportal zu gründen. Richtig bekannt wurde er aber erst im vorigen Jahr, als er sein Angebot ausbaute und seinen Fokus auch auf das Geschehen in Washington, Hollywood und in der amerikanischen Medienszene richtete. Seither befindet sich Breitbart stets auf der Suche nach einem Skandal, einer Verschwörung oder einer Kungelei. Weil er damit den Zeitgeist trifft und das Rampenlicht liebt, wird er bereits in einem Atemzug mit Talkshow-Gastgeber Rush Limbaugh, Fernsehmoderator Glenn Beck und anderen konservativen Lautsprechern genannt. Das Material wird ihm vorderhand nicht ausgehen: Die gerade verabschiedete Gesundheitsreform von Präsident Obama dient Breitbart als ein weiteres Beispiel dafür, dass die Fundamente des amerikanischen Staates gefährdet sind.

www.breitbart.com

Erschienen in Ausgabe 06/2010 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 12 bis 12 Autor/en: Renzo Ruf. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.