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Helene Hegemanns Kritiker-Kill: „An meine Kritiker“ hieß die patzige Print-Rede der Jungschriftstellerin. Ihr zunächst hochgelobtes Buch „Axolotl Roadkill“ stieß binnen weniger Tage auf Empörung. Sie hatte Textstellen aus dem Buch „Strobo“ übernommen, ohne die Quellen kenntlich zu machen. Das Wunderkind, das gar keins sein wollte, wunderte sich: Nur maximal eine von 206 Seiten sei nicht von ihr. Intertextualität und so. Im einzigartigen Schwurbel-Stil nahm die 18-Jährige ausführlich in der „Zeit“ Stellung. Man habe sie nach den Plagiatsvorwürfen wie eine „Naturkatastrophe“ behandelt, „eimerweise Scheiße“ über ihr ausgekippt, „Hetzkampagnen“ gegen sie geführt. Man muss Helene Hegemann nicht mögen, erst Recht nicht ihr Buch oder Intertextualität. Aber wer auskippt, muss einstecken.

Griechenland-Berichterstattung: Sie riechen, siechen, lügen, fälschen und wollen Michael Ballack. Was zu viel ist, ist zu viel. Fand auch Helmut Schmidt. Bei der Henri-Nannen-Preisverleihung polterte der Altkanzler gegen die Griechenland-Angstmache von „Bild“ wie „Spiegel“. Völlig zu Recht. Seit Bekanntwerden der Finanzkrise Griechenlands ist eine Schweinegrippen-ähnliche Panikschreibe ausgebrochen. Ein Land wurde kollektiv für korrupt erklärt. Schlagzeilen überboten sich an Irrsinn („Warum zahlen wir den Griechen ihre Luxus-Renten?“, „Verkauft doch eure Inseln ihr Pleite-Griechen!“). Witzig ist das nicht. Wer hetzt, klärt nicht auf. Zeilen wurden verschwendet wie einst griechische Euros. Vermutlich wissen viele Leser nun nicht, warum das Rettungspaket für ganz Europa wichtig ist. Das ist eigentlich das Schlimmste.

Erschienen in Ausgabe 06/2010 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 6 bis 6. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.