Bücher

Was Leser abschreckt

Sabine Kirchhoff / Walter Krämer, „Presse in der Krise“, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2010, 130 S., 14,95 Euro

Eine nicht nachvollziehbare Überschrift hält einen Leser genauso wie eine einfach nur langweilige von der Lektüre eines möglicherweise sehr lohnenden Beitrags ab. Gerade in Zeiten schrumpfender Zeitbudgets sollte der Autor die Perspektive seiner Leser einnehmen und auch an scheinbaren Kleinigkeiten feilen. „Presse in der Krise“ zeigt anhand real existierender Zumutungen aus dem Wirtschaftsjournalismus, wie der Medienverdrossenheit Einhalt geboten werden kann. Eine verbreitet anzutreffende Unsitte sind zum Beispiel die „Kreise“, deren Wissen der Schreiber anzapft. Das Urteil der Autoren: „Je diffuser die Quelle, desto weniger Kredit.“ Überhaupt erweist sich das Wirtschaftsressort als ein fruchtbares Biotop für oft wichtigtuerische Anglizismen wie „exitorientiert“. Ein weiteres Ärgernis stellt die mangelnde, mitunter vollkommen fehlende Distanz dar, wie sie eigentlich der Seriosität der Thematik entspräche: Der in schlichtem Deutsch gehaltenen Überschrift „Commerzbank kommt bei Jobabbau gut voran“ folgte kein Kommentar der FTD, sondern eine Meldung. Auch Qualitätsmedien sind übrigens gegen unfreiwilligen Humor nicht gefeit – so wusste die FAZ zu berichten: „Die SPD will die Schuldenbremse aufweichen.“

Die Experten-Versteher

Siegfried Quandt, Deutscher Fachjournalisten-Verband (Hg.), „Fachjournalismus. Expertenwissen professionell vermitteln“, 2., völlig überarbeitete Auflage, UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2010, 304 S., 29,90 Euro

Sechs Jahre nach der Erstauflage ist der Sammelband „Fachjournalismus“ völlig überarbeitet neu erschienen. Herausgeber Siegfried Quandt amtiert seit 2006 als Präsident des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes. Die Zunft hat eine lange Tradition und begann bereits Ende des 19. Jahrhunderts, sich zu organisieren. Für das Buch wurden 13 Fachverbände befragt. Während Agrar- oder Motorjournalisten sich bereits Anfang der 1950er-Jahre zusammenschlossen, blickt der Immobilienjournalismus als Fachdisziplin des Wirtschaftsjournalismus auf eine kürzere Geschichte zurück. Neben der Vorstellung einzelner Fachjournalismen kommen die Grundlagen des Fachjournalismus ebenso zur Sprache wie allgemeine Aspekte – zum Beispiel das Verhältnis zur Unternehmenskommunikation oder das spezifische Medienrecht. Während ein riesiger Wissens-Steinbruch zur Verfügung steht, fehlen allerdings noch Vermittler in adäquater Zahl – so befasst sich ein Beitrag mit der „Professionalisierung des fachjournalistischen Schreibens“.

Mittendrin statt nur dabei

Netzwerk-Recherche-Werkstatt Nr. 17, „Die Einsteiger. Wie aus Praktikanten Journalisten werden“, Hamburg 2010, 176 S.

Ein Medien-Praktikum zu ergattern, ist nicht sonderlich schwierig. Doch was kommt danach? Den Werkstatt-Band des Netzwerks Recherche eröffnen drei Beiträge von Journalisten-Ausbildern. Es folgen Interviews mit 15 Journalisten, die ihre persönlichen Einschätzungen abgeben, wie der Berufseinstieg gelingen kann. Ganz klassisch ist natürlich das Volontariat – doch winkt danach selten eine Festanstellung. Christine Pander beispielsweise hatte nie vor, sich selbstständig zu machen. Es lief aber schließlich darauf hinaus. Die freie Journalistin ruft ihren Redakteurs-Kollegen zu: „Viele regen sich über ihren Chef auf – ich hätte gerne einen Chef.“ Trotz der höchst ungewissen Aussichten erfreut sich das Volonta-riat nach wie vor großer Beliebtheit. Drei Beiträge schildern, wie der Kampf um einen Volontärsplatz ausgefochten wird. Zitat: „Die Ellenbogen können gar nicht spitz genug sein.“ Der Band kann beim Netzwerk Recherche bezogen werden. Das kostenlose PDF gibt es hier:

www.netzwerkrecherche.de/Publikationen/nr-Werkstatt/17-Einsteiger

Medium:Online

Weitere Lese-Tipps

siehe www.mediummagazin.de, Rubrik magazin+

Erschienen in Ausgabe 01+02/2011 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 51 bis 51. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.