Wie sehen Sie denn aus, Herr Luik?

Unser prominentes Foto-Opfer Nr. 15 (u. a. nach Anja Reschke, Thomas Leif, Stefan Niggemeier, Sascha Lobo) ist Arno Luik. Der „Stern“-Autor ist bekannt für seine Interviews, die immer eher einem Sparring-Kampf ähneln, sei es das Duell mit Boris Becker oder Joschka Fischer. Luik begann beim „Schwäbischen Tagblatt“ in Tübingen, war mal kurz taz-Chefredakteur und ist seit zehn Jahren beim „Stern“. 2009 erschien sein Sammelband „Wer zum Teufel sind Sie nun? 60 Jahre Bundesrepublik. Gespräche über uns“.

Luiks Fotokommentar:

„Das waren meine stürmischen Zeiten: Mitte der 1970er, ich war gerade 20 Jahre alt. Damals studierte ich in Tübingen Sport, Amerikanistik und Politik auf Lehramt. Aber ehrlich gesagt nur nebenher. Hauptberuflich machte ich zusammen mit 15 Kommilitonen das Tübinger Stadtmagazin „Tüte“. Es erschien jeden Monat, in unseren Texten ging es um die ganz großen Themen. Nicaragua! Wackersdorf! Solidarnosc! Abrüstung! Und das Tübinger Kinoprogramm, handgeklebt. Wir waren extrem politisiert, ‚Hoch die internationale Solidarität‘, das war unsere Welt. Und ich glaubte felsenfest an die Macht der Worte. Ich wollte unterhaltend aufklären, mir ging es darum, dass sich das Blatt auch verkaufte, klar. Darüber entbrannte dann irgendwann ein Streit, den anderen ging es um die ‚reine Lehre‘. Da bin ich dann gegangen. Aber aus jener Zeit ist mir die Überzeugung geblieben, dass die Presse die Vierte Gewalt im Staat ist, dazu da, den Politikern auf die Finger zu schauen und, wenn’s sein muss, auch zu hauen. Ja, die Arbeit war Selbstausbeutung – aber komplett selbstbestimmt. Und heute? Mir gefällt mein Themenspektrum im, Stern‘: mal den armen Lothar Matthäus interviewen, mal mit Enthüllungen über Stuttgart 21 die Bahn nerven. Dass ich überhaupt Journalist wurde, war Zufall. Ich promovierte in Tübingen über einen US-Dokumentarfilmer, hatte mich auf ein Stipendium beworben. Und dann war die Zusage im Briefkasten. Nur, dass am gleichen Tag der Chefredakteur des, Schwäbischen Tagblatts‘ anrief und sagte: Herr Luik, Sie haben die Volontariatsstelle, in einer Stunde muss ich wissen, ob Sie sie antreten wollen.“

Erschienen in Ausgabe 01+02/2011 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 7 bis 8. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.