25 Jahre Radio: Vieles anders, nicht alles besser

Form(at) ist alles: Nach US-Vorbild wurden die Mehrheitsprogramme auf unterschiedliche Zielgruppen ausgerichtet.

Hörer-Forschung. Was die Hörer mehrheitlich wollen, entscheidet. Besonders bei der Musikauswahl, also der Playlist.

Musikplanungssysteme erstellen nach Redakteurs-Vorgaben Titelfolge und Rotation, vor allem in Begleitprogrammen.

Journalisten als Teilzeit-Techniker. Moderatoren „fahren“ ihre Sendung weitgehend selbst, Redakteure/Reporter produzieren an der Workstation ihre eigenen Beiträge.

O-Ton-Nachrichten haben die klassischen, vom Sprecher verlesenen fast verdrängt. Nachrichtenredakteure schreiben sie, stellen O-Töne dazu und präsentieren sie selbst.

On-air-Promotion: Das Radio hat sich als Medium für Eigenwerbung entdeckt — und „verpackt“ dürftige Inhalte oft bombastisch.

Radio-Personalities sollen die Moderatoren sein. So moderieren nur wenige regelmäßig dieselben „Dayparts“. Billiger ist‘s auch.

Morgenmoderatoren/innen sind die „Stars“: Morgen und Vormittag sind fürs Begleitmedium Radio am wichtigsten.

Voicetracking: Nicht alles, was „live“ klingt, ist es auch: So können Moderationen vorab aufgenommen und per Sendeautomatik passgenau zugespielt werden, etwa nachts oder am Wochenende.

Fake-Interviews: Interviewpartner-Antworten werden gelegentlich schon vorher von der Redaktion aufgezeichnet und bearbeitet. Der Moderator liest dann nur vorformulierte Fragen live. Antworten von Korrespondenten werden so gerne bei mehreren Sendern jeweils als eigene Interviews „verkauft“.

Tarifverträge sind im Privatfunk noch längst nicht die Norm. Und für Freie hält Michael Klehm vom DJV die Lage für „sehr unbefriedigend“, Besserung nicht in Sicht. Auch im ÖR-Rundfunk wird gespart. Planstellen sind rar, immer mehr arbeiten frei.

Radio-Frauen sind im Kommen, auch in Führungspositionen.

Hierarchie ausgedünnt. Im Privatfunk sind Programmdirektoren häufig gleichzeitig Geschäftsführer. Bei (kleineren) ÖR gibt’s nur noch eine/n Programmdirektor/in für HF, FS und Multimedia.

Konzentration: Mehrländer-Anstalten (RBB, SWR) entstanden bei den ÖR, Senderfamilien bei den Privaten (z. B. Regiocast).

Erschienen in Ausgabe 04+05/2011 in der Rubrik „Medien“ auf Seite 53 bis 53. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.