Kai Diekmann
Chefredakteur „Bild“, Herausgeber „Bild“ und „Bild am Sonntag“
1. Warum bist du damals Journalist geworden?
In Bielefeld war ich Chefredakteur einer Schülerzeitung und schrieb nebenher für das Westfalen-Blatt. Nach dem Abitur 1983 ging ich zur Bundeswehr und landete bei der Panzerartillerie in Münster-Handorf. Als Zeitsoldat.
Schnell merkte ich: Die Panzerartillerie und ich, das war irgendwie ein Missverständnis. Ich war nicht glücklich. Gefühlt verbrachte ich zehn von zwölf Wochenenden während meiner Grundausbildung aus disziplinarischen Gründen in der Kaserne. Meist ging es um die „ZDV“, die Zentrale Dienstvorschrift, von der ich fand: Was sie nicht verbietet, muss erlaubt sein.
So war zum Beispiel meine Frisur schon damals Gesprächsthema. Angeblich „zu langes Nackenhaar“. Also ließ ich mir den Kopf kahl scheren. Nur vorne – eine Regelungslücke der ZDV – wuchs mir ungehindert eine Locke aus dem Helm.
Ein sehr verständiger Bataillonskommandeur ließ mich schließlich in die Pressestelle der Bundeswehr versetzen. Dort arbeitete ich glücklich für die Truppenzeitschriften „Heer“, „Marine“ und „Luftwaffe“, vor allem als Fotograf. Für das Thema „Ausländerkinder beim Bund“ steckte ich einen Kameraden einmal in einen Kaftan aus dem Theaterfundus und setze ihm einen Turban auf. Dann ließ ich ihn antreten, inmitten uniformierter Soldaten.
Dieses eher seltene Motiv ist in vielen Zeitungen erschienen, auch in „Bild“. Und kurz darauf rief jemand aus der Redaktion an und sagte: „Ich glaube, Sie müssen mal ein Praktikum bei uns machen.“
Die Bundeswehr kommandierte mich daraufhin zur „Bild“-Zeitung ab, zwecks „Verbesserung der gegenseitigen Pressekontakte“.
Und am Ende des Praktikums erhielt ich das Angebot für ein Volontariat bei „Bild am Sonntag“.
2. Was ist dir heute beruflich wichtig?
Die besten Geschichten, die brillantesten Schlagzeilen, Respekt, Ehrlichkeit, Offenheit – und vor allem Spaß!
3. Von welchem Medienprojekt träumst du noch?
Die „Bild“-Ausgabe zum 10. Gedenktag von 9/11 von New York aus zu produzieren.
Arnd Liedtke
Director Corporate Communications
maxingvest AG, Tchibo GmbH
1. Warum bist du damals Journalist geworden?
Bin ich nicht. Ich gestehe: Durch mein BWL-Studium habe ich mich auf den Marketing- und Vertriebsweg verirrt. Aber wie die Volten des Lebens so sind, bin ich 20 Jahre später doch noch näher an den Journalismus herangerückt – als Kommunikationschef von Tchibo und unseres Mutterkonzerns maxingvest AG.
2. Was ist dir heute beruflich wichtig?
Der beidseitig faire Umgang mit Journalisten und interessierter Öffentlichkeit – bei natürlicherweise unterschiedlichen Aufgaben und Zielvorstellungen. Dabei hilft mir, dass ich alle drei Seiten im Kommunikationsgeschäft kenne: Journalismus, Unternehmenskommunikation und operative Verantwortung in der Linie.
3. Von welchem Medienprojekt träumst du noch?
Vom ‚papierlosen Büro‘ – davon sind wir heute, trotz aller technischen Spielzeuge und Vernetzungen, weiter entfernt als vor 20 Jahren.
Barbara Lueg
Redakteurin ZDF-Landesstudio Bayern
1. Warum bist du damals Journalistin geworden?
Weil es hoch spannend ist, ganz nah in die Welt von Menschen einzutauchen und darüber zu erzählen.
2. Was ist dir heute beruflich wichtig?
Integrität, Unabhängigkeit, ein guter, achtsamer Blick auf Menschen, Dinge und Zusammenhänge.
3. Von welchem Medienprojekt träumst du noch?
Ein journalistisches Projekt, das ich schon lange gerne machen möchte: eine Reportage über die Machenschaften der internationalen Kunstszene und ihre Vermarktung.
Holger Ohmstedt
Leiter der Wirtschaftsredaktion NDR Fernsehen
1. Warum bist du damals Journalist geworden?
Vor gut dreißig Jahren hat mich eine sehr, sehr nette Mitschülerin gefragt, ob ich wüsste, wo dieses Gründungstreffen für die neue Schülerzeitung stattfände. Ich bin einfach mit ihr hingegangen. Ob sie ahnt, welche Weiche sie mit der Frage gestellt hat?
2. Was ist dir heute beruflich wichtig?
Das Privileg, jeden Tag ein Stück dazuzulernen und Zuschauern dies ebenfalls zu ermöglichen.
3. Von welchem Medienprojekt träumst du noch?
Es lohnt sich, Zeit in gutes Fernsehen zu investieren. Deshalb warte ich auf die Perlentaucher-Fernsehzeitschrift: Eine, die es schafft, für mich die TV-Perlen zu finden und sie mir poliert zu präsentieren. Es gab noch nie so viele gute Fernsehangebote in Deutschland wie heute – es wird nur für den normalen Zuschauer immer aufwendiger, sie zu finden.
Wulf Schmiese
Moderator „ZDF-Morgenmagazin“
1. Warum bist du damals Journalist geworden?
… weil mich immer Geschichten interessiert haben. In der kleinen wie der großen Politik gibt es so viele spannende, traurige und fröhliche Geschichten. Die zu erzählen fand ich schon damals reizvoll, und finde es bis heute.
2. Was ist dir heute beruflich wichtig?
Stets die Mitte zu finden: dass der Laie sich für meine journalistischen Themen interessiert und dass der Fachmann sich nicht langweilt und ebenso Neues erfährt.
3. Von welchem Medienprojekt träumst du noch?
Ein Wunsch ist es, die wahre Verbindung von der Tiefe des Prints und der Breite des Fernsehens zu finden.
Oliver Schrott
Gründer und Chef der Agentur
osk kommunikation
1. Warum bist du damals Journalist geworden?
Journalismus war für mich immer der Traumberuf. Wesentliche Gründe dafür waren das Interesse an unterschiedlichsten Themen, Lust auf Neues, der Wunsch, Sachverhalten auf den Grund zu gehen, und natürlich eine große Freude am Schreiben und Gestalten.
2. Was ist dir heute beruflich wichtig?
Vom Grundsatz her die gleiche Leidenschaft wie vor 25 Jahren: gute Geschichten zu finden und zu erzählen. Daran hat sich nichts geändert, auch wenn ich heute auf der viel zitierten „anderen Seite des Schreibtischs“ sitze.
3. Von welchem Medienprojekt träumst du noch?
Einen Verlag zu gründen und – ganz altmodisch – Bücher zu machen. Schöne, sorgfältig gestaltete Werke für Menschen, die ihr iPad lieben, aber niemals auf die Haptik und Sinnlichkeit von bedrucktem Papier verzichten wollten.
Andreas Spaeth
freier Journalist, Hamburg
1. Warum bist du damals Journalist geworden?
Weil ich immer schon neugierig war und es immer faszinierend fand, mit diesem Beruf eine lebenslange Lizenz zur Neugierde zu haben.
2. Was ist dir heute beruflich wichtig?
Die Themen, die mich interessieren, verfolgen zu können. Und damit genügend Geld zum Leben zu verdienen. Und dabei Spaß zu haben. Das ist mir zum Glück alles gelungen bisher. Ich habe mir meinen Traumjob als Luftfahrtjournalist selbst „gebacken“, eine Nische, in der ich hervorragend existieren kann.
3. Von welchem Medienprojekt träumst du noch?
Früher war es immer mein Traum, mal meine eigene Zeitschrift zu gründen, mit einer eigenen Idee und meinem Namen, so was wie „P.M.“. Das ist heute sicher nicht mehr zeitgemäß. Ich war bisher eher Old School, überwiegend mit Print beschäftigt. Ich möchte es schaffen, mein Wissen und meine Nische erfolgreich auf Online zu übertragen. Ein erster Anfang und Überraschungserfolg ist mir dabei mit meiner wöchentlichen Kolumne „Spaethfolge“ beim Luftfahrt-Branchenportal www.airliners.de gelungen. Von so viel Feedback und Zuspruch hatte ich in der Tat die vorherigen 20 Jahre als Journalist nur träumen können – und will mehr davon.
Erschienen in Ausgabe 04+05/2011 in der Rubrik „Medien“ auf Seite 8
bis 9 Autor/en: Umfrage: Annette Milz. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.