Ein Mann mit Esprit

Filmtitel basteln – das mochte er gerne. Herausgekommen sind dann schon mal „Liebe ohne Minze“, „Das Glück ist eine Katze“ oder „Die Trödelqueen“. Jörn Klamroth hatte elf Jahre lang als Geschäftsführer der ARD-Filmtochter Degeto viele respektable Filme zu verantworten wie „Der Baader-Meinhof-Komplex“, „Buddenbrooks“ und „Im Angesicht des Verbrechens“. Aber eben auch Schmonzetten wie „Im Tal des Schweigens“ oder „Die Landärztin“ (mit der unvermeidlichen „Quotenqueen“ Christine Neubauer).

Er hat gerne humorvoll über das Filmgeschäft philosophiert, dabei aber nie besserwisserisch gewirkt. Der gebürtige Hanseat liebte durchaus das klare Wort, die Pointe, den Sprachwitz und das richtige Timing. Und er beantwortete geduldig und konkret jede Frage – ein Segen für jeden Journalisten. Jörn Klamroth war ein liebenswürdiger, leidenschaftlicher Mensch und liebte das ironische Wortspiel, auch die Selbstironie. Das war stets sehr anregend, denn Zynismus war seine Sache nicht – was gerade in der Fernsehwelt eine angenehme Seltenheit war.

Am 19. März ist er ganz plötzlich verstorben, mit 66 Jahren, nur wenige Wochen vor Beginn seines Ruhestandes. Den hatte er eigentlich schon vor zwei Jahren antreten wollen.

Klaus Braeuer

Erschienen in Ausgabe 04+05/2011 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 102 bis 102. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.