Wie Journalisten Freunde sammeln

Viele Facebook-Mitglieder nutzen ihr Netzwerk für den Austausch persönlicher Informationen. Aber ist das ein Grund für Journalisten, Facebook nicht professionell zu nutzen? Einige Journalisten haben erkannt, dass sie über Facebook ihre Online-Reputation verbessern können.

Als Informationsquelle schätzen einige Journalisten den Facebook-Newsstream. Auf die Selbstvermarktung mit einem eigenen Facebook-Auftritt kommen erst wenige. Selbst Online-Profis wie der Radiojournalist Daniel Fiene sind sich unsicher, wie sie mit den Freundschaftsanfragen ihrer Hörer umgehen sollen. Bisher habe er für sich die Regel aufgestellt, dass er den Facebook-Freunden zumindest die Hand geschüttelt haben muss, bevor er sie als Kontakt bestätige. Doch, so der Pod-caster: �Das wird in letzter Zeit immer stärker unterspült. Einmal habe ich viele Freundschaftsanfragen von mir Unbekannten noch nicht bearbeitet. Es sind meine Hörer von, Was mit Medien� und anderen Formaten. Sie wollen mit mir in Kontakt bleiben und erfahren, womit ich mich journalistisch beschäftige, was ich so treibe.�

Jeder Kontakt, den ein Journalist über Facebook pflegt, wirkt sich auf dessen Reputation aus. Er wird für seine Fans und Leser zugänglich und kann sie zudem in seiner täglichen Arbeit für sich nutzen. Damit hat Fiene gute Erfahrungen gemacht: �Wir erhalten von Hörern viel Feedback und auch gute Themenanregungen. So haben wir in, Was mit Medien� ganz offen über die Formatentwicklung von unserem DRadio Wissen Online-Talk diskutiert und dann über Facebook viele Reaktionen bekommen. Die folgende Online-Talk-Ausgabe war auf vielschichtige Weise durch unsere Facebook-Hörer inspiriert.�

Deshalb ist für den freien Journalisten Thomas Wanhoff ganz klar: �Journalisten leben vom Status als Vertrauensperson. Gerade wer Lokaljournalismus macht, weiß um seinen sozialen Status. Man gilt als Zeitungsvertreter als prominent, und sei es nur der VIP-Tisch bei der Karnevalssitzung. Gerade wer frei arbeitet, muss sich eine Marke bilden. Ich finde die Lösung mit der Facebook-Page am besten, so habe ich das für meine Projekte gelöst: Mein Podcast und Buch haben jeweils eine eigene Seite.�

Journalisten entdecken Facebook zunehmend als Arbeitsinstrument für sich. Einige nutzen es sogar für die gezielte Vermarktung ihrer Person: Der �Spiegel�-Journalist Matthias Matussek nutzt ein normales Facebook-Profil, über das er derzeit rund 2.700 Kontakte pflegt. Jan-Eric Peters, Chefredakteur der �Welt�-Gruppe, hat fast 2.000 Facebook-Freunde gesammelt. Dem gegenüber bevorzugt Wolfram Weimer, Chefredakteur des Nachrichtenmagazins �Focus�, eine eigene Facebook-Fanpage (ca. 2.000 Kontakte). In ihren regelmäßig veröffentlichten Status-Updates bieten alle einen abwechslungsreichen Mix aus Bildern, Umfragen, Videos und Links an. Das wirkt sich positiv auf das Engagement ihrer Leser aus, die häufig die Updates kommentieren und �liken�.

Völlig anders und mutiger präsentiert sich die freie Journalistin Silke Burmester als �Kriegsreporterin� mit rund 2.200 Fans auf Facebook. Sie greift damit den Titel ihrer taz-Kolumne auf und spielt damit sehr souverän in ihren Facebook-Beiträgen. Vor allem ihre amüsanten Bemerkungen und ihre schnelle Interaktion haben Burmester erfolgreich gemacht. Sie versteht es, einen hohen Unterhaltungswert mit Selbstironie zu paaren.

Bei Facebook haben Unterseiten gegenüber persönlichen Profilen den Vorteil, dass Journalisten darüber mehr als 5.000 Kontakte haben und nicht jeden bestätigen müssen. Auf diese Weise lässt sich die Marke eines Journalisten am leichtesten pflegen. Dennoch setzen in Deutschland die meisten Journalisten eher auf Profile und verstehen Facebook nach wie vor als etwas Privates. Ein großes Missverständnis.

Tipp

Kriterien für eine gute Facebook-Präsenz:

01 Regelmäßige Status-Updates

02 Abwechslungsreicher Content zu eigenen und fremden Inhalten (Bilder, Videos, Links)

03 Exklusive Inhalte/Mehrwert für Fans/ Kontakte

04 Interaktion mit den Facebook-Mitgliedern

05 Crowdsourcing bei der Recherche: Leserumfragen, Leserbewertung und -diskussionen nutzen

Link:Tipp

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Erschienen in Ausgabe 06/2011 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 61 bis 61 Autor/en: Klaus Eck. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.