Der Angriff aus dem Netz

Unsere digitale Zivilisation scheint sehr verletzlich zu sein. Schon allein, weil so gut wie alle online präsent sind: Unternehmen und Einzelpersonen stellen sich auf Facebook, Twitter und in Blogs dar, jeder ist nur einen Klick entfernt. Und genau hier liegt für Unternehmen eine neue Schwachstelle.

Staatliche Behörden weltweit wappnen sich längst gegen Cyber-Angriffe. Auch wenn oftmals unklar ist, woher sie kommen. Ob ein Unternehmen von einem amerikanischen Jugendlichen oder einem Hacker im Auftrag des chinesischen Geheimdienstes angegriffen worden ist, weiß oft erst mal niemand. Bei den meisten Angriffen der vergangenen Monate handelt es sich es um kriminelle Angriffe und Spionage-Akte, bei denen Daten ausgelesen, Server überlastet und Schadsoftware verteilt worden ist.

Doch der Cyberwar findet woanders statt: Neben diesem überhöhten Cyberwar-Szenario gibt es eine kleine Welt, in der Unternehmen tagtäglich unter Beobachtung stehen.

Denn auch wer nicht twittert, bloggt oder Facebook nutzt, muss damit rechnen, dass seine Mitarbeiter dies tun. Es entstehen neue Schwachstellen im Unternehmen. Wettbewerber kämpfen mit harten Bandagen im Social Web um Aufträge, Standorte und Talente. Noch vor zehn oder 20 Jahren wussten nur wenige, wer alles in einem Unternehmen arbeitet. Das ist heute sehr transparent geworden. Oftmals genügt ein Blick in das Unternehmensprofil auf Xing oder auf die Website, um sich über die Ansprechpartner in Marketing und PR zu orientieren. 1,7 Milliarden Menschen zeigen sich in Social Networks und können dort als Kontakt oder �Freund� hinzugefügt werden. Dabei sind es nicht immer Menschen, die sich für die Networker interessieren. Auf Facebook ist es ein Leichtes, zahlreiche künstliche Profile anzulegen und gezielt auf Onliner zuzugehen. Nicht immer ist klar, ob es sich hierbei um real existierende Personen oder um Cyberzombies handelt.

Als der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg innerhalb von wenigen Tagen einige Zehntausend an neuen Fans generierte, fragten sich viele Journalisten, ob diese wirklich echt sind. Denn falsche Freunde kann sich jeder inzwischen auf der Versteigerungsplattform Ebay oder bei Fanslave im Shop kaufen. Auf diese Weise kann ein Unternehmen zumindest scheinbar die Zahl seiner �Fans� in die Höhe treiben und sich intern wie extern das Image einer erfolgreichen Social Media Company verleihen.

Je schneller jemand auf Facebook Kontakte akzeptiert, desto leichter erfährt man mehr über die Person und ihr Umfeld. Privates wird öffentlich. Wer sich mit seinen Wettbewerbern vernetzt, erfährt vieles über deren Entwicklung und Strategie. Dazu genügt ein Blick auf die Status-Updates.

Verhindern können Unternehmen das nicht, indem sie ihren Mitarbeitern verbieten, diese Dienste auf ihren Bürocomputern zu nutzen. Schließlich kann jeder via PC oder Notebook zu Hause oder über sein privates Smartphone in die Social Networks gehen und dort jederzeit publizieren.

Zur Schwachstelle wird der Mensch erst, wenn er nicht genügend über Risiken wie Phishing, Schadsoftware und Co. aufgeklärt wird. Eine gute Social Media Policy schafft Rahmenbedingungen, die das gefahrlose Arbeiten ermöglichen, ohne das Vertrauen der Mitarbeiter aufs Spiel zu setzen.

LINK:TIPP

http://delicious.com/eckkommunikation/hotel

Erschienen in Ausgabe 07+08/2011 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 61 bis 61 Autor/en: Klaus Eck. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.