Hit-Radio ANTENNE 1 gilt als Vorreiter der Entwicklung �weniger Verpackung�. Programmchef Alexander Heine (40) erklärt, warum:
Herr Heine, ohne Verpackung klinge das jetzt, als ob es ein 15-jähriger Radio-Freak im elterlichen Keller gefahren habe, spottet die �Radioszene�.
Wer solch einen jungen Mann kennt, soll ihn mir schicken. Der hat offenbar viel Radio-Talent.
Andere vermuten, dass Sie einfach nur �öffentlich-rechtlicher� klingen wollen?
Wieso? Die haben doch oft mehr Verpackung als wir jetzt, oder?
Wie wollen Sie denn klingen?
Unverwechselbar.
Lange wollte man das mit mehr Verpackung erreichen. Jetzt mit dem Gegenteil?
Hit-Radio ANTENNE 1 ist im Markt gut für seine Inhalte positioniert. Das gab uns den Spielraum, über die Dosis und den generellen Einsatz von Programmverpackung nachzudenken. Das Ziel war, das Programm entspannter und durchhörbarer zu machen.
Aus welcher Überlegung heraus?
Die Verpackung eines Radiosenders dient in allererster Linie der Positionierung des Programms. Sie soll besonders auch die Erinnerung an den gehörten Sender stützen. Außerdem kann sie Programminhalte emotional einbetten. Die Anzahl der verschiedenen Programmelemente eines AC-Senders in der Stunde (Wetter/Verkehr/Nachrichten/Moderation/Beiträge/Rubriken …) sorgt mitunter für eine hohe Dichte dieser Elemente. Vor Jahren war diese hohe Frequenz ein Erfolgsmodell, heute für uns jedenfalls nicht mehr.
Welche Elemente haben Sie reduziert?
Wir haben alle Formen der Verpackung reduziert und verzichten zum Teil vollständig auf sie. Ein Großteil der Programminhalte wie Wetter, Verkehr und Nachrichten wird in der Regel ohne Verpackung gefahren und alleine durch den Präsentator anmoderiert. Musiktitel laufen �back to back�, unsere Moderatoren moderieren ohne Musikbetten. Im Vordergrund steht der Inhalt, nicht die Verpackung!
Um wie viel haben Sie die Positioner/Claims pro Stunde reduziert?
Im Durchschnitt auf die Hälfte, in einigen Stunden sogar noch mehr.
Wie haben das Ihre Hörer aufgenommen?
Durchweg positiv. Was wir beobachten können, ist, dass vor allem unsere Stammhörer die Reduktion dieser Elemente positiv wahrnehmen und unser Programm deutlich länger hören.
Bestätigt das die Media-Analyse?
Wir haben zwei MA-Ergebnisse, die den Zeitraum dieser Maßnahmen abbilden. In beiden konnten wir jeweils deutlich Hörer dazugewinnen, zuletzt in der MA 2011/1 von 318.000 Hörern auf 380.000 Hörer (Mo.-Fr.), womit wir in absoluten Zahlen den größten Hörerzuwachs Deutschlands erzielt haben.
Sehen Sie inzwischen einen allgemeinen Trend zu weniger Verpackung?
Es gibt einige Radiostationen, die den Einsatz von Verpackung reduziert haben, sowohl hier in Baden-Württemberg als auch in anderen Bundesländern. Ob daraus ein bundesweiter Trend entsteht, wird die Zukunft zeigen. Radiomärkte sind lokale/regionale Märkte. Die Frage ist vor allem, ob ein solcher programmstrategischer Schritt für die eigene Marke und den eigenen Markt Sinn macht.
Erschienen in Ausgabe 07+08/2011 in der Rubrik „Medien“ auf Seite 41 bis 41. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.