Wie sehen Sie denn aus, Herr Herles?

Unser prominentes Foto-Opfer Nr. 18 (u. a. nach Sascha Lobo, Arno Luik, Marietta Slomka und Lisa Ortgies) ist Wolfgang Herles. Seit 1987 ist er schon beim ZDF. Der promovierte Germanist übernahm vor nunmehr elf Jahren die Redaktionsleitung der ZDF-Kultursendung aspekte, die er nun abgibt und ab Mitte Juli neuer Literatur-Chef des Senders ist. Als solcher verantwortet und moderiert er auch die neue Literatursendung, die am 16. September zum ersten Mal auf Sendung geht. Schon Mitte Juli erscheint Herles neues Buch, der Roman Die Dirigentin, eine Doppelgeschichte über eine Bundeskanzlerin und eine, ja, Dirigentin. Herles Fotokommentar:

Die Geste drückt es schon aus: Ich war unaufhaltsam auf dem Weg nach oben. Ich war gerade einmal 37 und schon Leiter des Bonner ZDF-Studios. Während meines Studiums dachte ich ja noch, ich werde Literaturkritiker. Aber dann schickte mich der Bayerische Rundfunk während meiner Promotion, mit 24, schon als Korrespondent nach Bonn da sagt man nicht Nein. Politik war für mich wie ein Theaterstück. Meine Überzeugung war: Hunde, die bellen, beißen nicht. Und mit dieser gewissen Unverfrorenheit und Naivität stürzte ich mich dann auch in diese neue Aufgabe fürs ZDF. Ich glaubte, man könne wahrhaftigen politischen Journalismus machen. Doch als ich dann heftig kritisierte, wie Helmut Kohl die deutsche Wiedervereinigung für seine eigene Popularität nutzte, veranlasste Kohl meine Entlassung. Und da klar war, dass ich dem Druck nicht nachgeben würde, war das das Ende meiner hierarchischen Karriere. Das war 1991. Seit dem Rausschmiss habe ich zwölf Bücher geschrieben, ich moderierte Talk-Sendungen, drehte wunderbare Dokumentarfilme. Dann kam aspekte. Alles Dinge, die das Leben erfreulicher machen. Sonst wäre ich wohl längst Programmdirektor und müsste jeden Tag mit Rundfunkräten diskutieren. Ehrlich gesagt, für meine Verhältnisse war die Zeit bei aspekte fast zu lang. Nun beginnt mit meiner Aufgabe als Literaturchef wieder etwas Neues. In Zukunft will ich mich auch noch intensiver aufs Schreiben konzentrieren. Vom Fernsehen allein verblödet man schließlich.

Erschienen in Ausgabe 07+08/2011 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 7 bis 7. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.