Out of Focus

Tja, „Focus“, und was jetzt? Nicht mal ein Jahr im Amt, hat der federführende Burda-Verlag Chefredakteur Wolfram Weimer auch schon wieder abgesägt. Sein Nachfolger, „Focus“-Urgestein Uli Baur, soll sich im internen Machtkampf nicht unbedingt zurückgehalten haben: War Weimer einmal nicht an Bord, schmiss sein damaliger Co-Chef Baur dessen Titelkonzept (Köpfe) über den Haufen und kehrte zurück zur Linie „Die 100 besten …“. Bitter für Weimer: Die Titel, die der alten „Focus“-Attitüde entsprachen und eben nicht einem politisch arrivierten Debattenmagazin, das er selbst aus dem Burda-Heft machen wollte, liefen am Kiosk besser (siehe Seite 8). Die unterschiedlichen Auffassungen der beiden bestanden von Anfang an (siehe MM Nr. 10+11/2010). Auch dass Helmut Markwort sich als Herausgeber nie von seinem Baby lösen mochte und immer wieder seine Vorstellungen gegen Weimers Willen durchdrückte, kam dem Neuen nicht gerade entgegen – und das Schweigen des Verlegers dürfte ihm den Rest gegeben haben. Seine pompösen Worte zum Einstieg beim „Focus“ kamen indes in der Redaktion auch nicht so gut an. Nun ist Weimer weg und beim „Focus“ bemüht man sich um Ruhe. Die beiden schweigen. Lediglich dem Werbefachblatt „Horizont“ gab Baur ein Interview („Die Stimmung ist übrigens glänzend“). Damit habe man, heißt es bei Burda, „Sorgen vorgreifen“ wollen; es werde jetzt „keinen Kurswechsel“ geben. Kein Kunststück – ein Kurswechsel setzt schließlich einen Kurs voraus.

Erschienen in Ausgabe 09/2011 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 63 bis 63. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.