Test: „Pforzheimer Zeitung“

Die „Pforzheimer Zeitung“ erscheint im Rheinischen Format. Die Auflage beträgt ca. 38.000 Exemplare. Die Zeitung wurde in den letzten Jahren regelmäßig neu gestaltet, die letzte Überarbeitung erfolgte vor einigen Monaten. Die „Pforzheimer Zeitung“ ist bekannt wegen der extremen Bildschnitte und Bildgrößen, die seit mehr als zehn Jahren das Blatt prägen. Insgesamt wirkt die Zeitung modern und elegant. Die Modernität erzielt man durch den Bildschnitt, die Eleganz durch dieTypografie und das dunkle Blau der Hausfarbe.

Titelseite

Zeitungskopf: Die gebrochene Schrift wurde überarbeitet und mit einer Schattenlinie nach rechts und unten versehen. Gelungener Spagat zwischen Tradition und Moderne.

Anrisse oben: Die Pastelltöne machen einen freundlichen Eindruck. Die Freisteller hätten größer, plakativer sein können.

Aufmacherbild: Es ist ein extremes Querformat, das einen sehr guten Blickfang abgibt. Die Überschrift „Seine Tage sind gezählt“ ist etwas zu kurz. Der Leser weiß nicht, worum es geht: das Ende der Atomkraft in Deutschland.

Ergänzungsbox: Das Bild in der Ergänzungsbox ist nicht passend. Es wird eine Umfrage gemacht, wie man auf die Ehec-Keime reagiert. Man müsste also Personen abbilden, die man befragt hat.

Aufmachertext: Die Ergänzungsbox ist so groß, dass sie den Text zerteilt. Es ist unklar, ob die Leser den Sprung über die Box schaffen oder am Ende des ersten Textteils abbrechen. Besser: Ergänzung kürzer halten als den Haupttext und mit Pfeilen oder kleinen Quadraten gliedern. In der jetzigen Form ist es ein zweiter Artikel zum Aufmacher-Thema.

Grundschrift: Sie ist groß genug und gut auf die Spaltenbreite abgestimmt.

Zitat: Die Leiste links hat unter anderem ein Zitat. Die Rubrik hat den Namen „Der Tag wird gut“. Es sind Zitate, wie man sie von Kalendern kennt. Besser: Zitat des Tages mit aktuellen Inhalten.

Unterm Strich: Die Visualisierung des Themas „Sprach-Führer“ mit einer Hitler-Büste ist passend, weil es inhaltlich um die Verwendung von Phrasen aus der Nazizeit geht.

Innenseite

Echte Panoramaseite: Schon vor einigen Jahren hat man in Pforzheim für das Ressort „Aus aller Welt“ eine echte Panoramaseite eingeführt. Bei diesem Beispiel hat das Aufmacherbild auch annähernd die richtige Größe, um die Seite zu tragen. In Skandinavien hätte man das Bild sicher noch größer gemacht.

Bildtext: Der Bildtext zieht sich negativ über sieben Spalten unter dem Bild lang. Besser: einen zweispaltigen Textblock in normaler Darstellung – also schwarze Schrift auf weißem Grund – ins Bild platzieren. Sieht man oft bei Zeitschriften, funktioniert sehr gut.

Leute: Die Promi-Meldungen erzielen bei Tests mehr als 50 Prozent Leser. Eventuell kürzer halten und zu jeder Meldung ein Bild stellen.

Überschriften: Sie stehen mittelachsig und haben nicht immer eine Unterzeile. „Alles verspielt“ ist als Überschrift beispielsweise etwas zu kurz. In der Unterzeile hätte man schreiben können, dass es um einen Millionenbetrug beim Kinderkanal geht.

Seitenlayout: Abgesehen von dem Aufmacherbild wird die Seite nicht sehr kraftvoll gelayoutet. Insbesondere rechts stehen zu viele kleine Meldungen.

Bildschnitt: Die beiden Bilder unten sind nicht so gut geschnitten. Links unten hätte man kein quadratisches Bild nehmen müssen und beim Thema „Wetterküche“ ist viel blauer Himmel zu sehen.

NORBERT KÜPPER ist Zeitungsdesigner ( www.zeitungs-design.de) und Organisator des European Newspaper Award.

nkuepper@layouttipp.de

Erschienen in Ausgabe 09/2011 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 51 bis 61. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.