Blasen und Phrasen

Unsere kleine Kolumne richtet sich dieses Mal an jene Leser, die im globalen Hochdruckwettbewerb zu bestehen haben. Mit deutschen Phrasen lassen sich internationale Geschäftspartner natürlich nicht beeindrucken. Ein paar griffige englische Floskeln müssen her. Die folgenden Beispiele fanden wir in der Publikation „IFA International“, die uns auf der Internationalen Funkausstellung in die Hände fiel.

„We are back on track.“

Heißt: Tja, zuletzt lief es nicht so gut für uns. Unsere komplette Strategie ging nach hinten los, dann platzte auch noch der große Deal. Jetzt sind wir wieder da. Unsere 3D-Großbildschirme werden die Käufer aus den Sesseln pusten.

„Our primary role is to improve our customers’ lives by providing better products and services.“

Okay, vielleicht reicht es doch nicht aus, einfach zu behaupten, wir seien die Besten. Ich versuch’s noch mal: Wir wollen das Leben unserer Kunden verbessern, indem wir ihnen einfach besseres Zeug liefern, das ihr Leben einfacher macht. Ist das so verständlich? Hmmm?

„You have to show the benefits to the public.“

Wenn du den Konsumenten nicht zeigst, was sie von diesen hochgezüchteten, mit Elektronik vollgepackten Kisten haben, dann kapieren sie es auch nicht. Die sehen nämlich einfach nur einen schön designten Kasten. Das reicht aber nicht. Es muss zischen und knallen.

„Our message is very, very simple.“

Wir wollen es nicht allzu schwer machen, denn das ist das Leben sowieso schon. Darum sagen wir euch einfach, dass wir die Besten sind. Das könnt ihr doch im Kopf behalten, oder?

„We want to bring user-friendly, human-related products on to the market.“

Wir behaupten mal, dass unsere Geräte eine Art Kumpanei mit den Nutzern eingehen. Will sagen, Mensch und Maschine sollen sich irgendwie „verstehen“. Natürlich gaukelt die Technik diese Freundschaft dem Menschen nur vor, wir nennen das dann „human-related“, weil’s hübsch klingt. Aber irgendwie müssen wir ja versuchen uns abzusetzen. Wo geht’s hier zum Apple-Stand?

„We are going to be a global brand. That’s why we are here.“

Ja, klar wollen wir den weltweiten Markt mit unserem Kram besetzen. In der Nische können wir mit Produkten, die andere genauso gut wie wir bauen, nicht überleben. Ist doch nicht so schwer zu verstehen, oder?

„We are in the middle of a perfect storm.“

Um uns herum tobt es wie noch nie zuvor. Wir stecken wie alle mitten drin. Da ich aber ein smarter Bursche bin und coole Phrasen kenne, werden wir da auch wieder herauskommen.

„The future for mobile is smart.“

Heißt: Ist das wirklich nötig? Zukunft, mobil, smart – muss ich noch mehr sagen?

„Designed to be different.“

Das ist ein Werbespruch, den sich unsere Marketingabteilung ausgedacht hat. „Designed in California“ war leider schon vergeben. Und zusammenbauen lassen wir unsere Geräte doch alle in China. Da mussten wir dann einfach behaupten, wir wollten uns von der Konkurrenz unterscheiden. Wie wir das genau tun, weiß ich im Detail aber auch nicht.

„A true entrepreneur is a doer, not a dreamer.“

Das habe ich in einem dieser Managementbücher von Drucker gelesen. Oder war es Malik? Steve Jobs? Keine Ahnung. Ich tu‘ was: und zwar gleich zum Lunch gehen. Davon träume ich seit dem Frühstück.

„Sustainability is key.“

Da war dieses Modewort Nachhaltigkeit, das kennt ihr doch, oder? Also: Kein Firlefanz, sondern Produkte, die was taugen und die die Umwelt nicht noch mehr belasten als ohnehin schon. Also, das finden wir auch gut. Nachhaltigkeit. Nicht vergessen. Das sind wir.

„We are not happy until our customers are.“

Äh, was hab ich gerade gesagt? Ah, passt schon. Stand auf dem Zettel, den mir meine Pressesprecherin gerade zugesteckt hat. Wird schon stimmen.

„We are very excited.“

Wann gibt’s endlich Schampus?

Erschienen in Ausgabe 10-11/2011 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 40 bis 40. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.